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Siehe auch: Karte von A. Rüdiger

Den 21. Julij Abends versamleten sich die von Schweitz und auss der March, ab der Schindellegi und von anderen Posten, in dem Höltzli Dicki genannt, wo sie sich under einander berahtschlaget, und ihren Soldaten die nöthige munition aussgetheilt. Den 22. Julij vor Tag nahmen sie ihren mar{s}ch gegen Alle-Winden, in zwey Colonen, deren die einte hinder dem Applis-Berg gegen der Sil, die zweyte auf der anderen Abhaldung des Applis-Bergs, gegen dem Bergli marchirten, der Meinung, die Züricherische Vorwacht daselbsten, so in 24. Mann bestanden, zu hinterziehen, und aufheben zu können. Weilen aber ihr march durch eine aussgestelte Schiltwacht wahrgenommen worden, retirierte sich solche Wacht auss dem Bergli bey A. gegen dem Piquet, die sich hernach gesamt gegen der Hütter-Schantz gezogen, wurden aber ganz nahe vom Feind biss zur Lissi bey B. verfolget, wo sich der Feind vast eine halbe Stund lang aufgehalten. Endlich als der Tag anbrach, und sich derselbe gegen der Hütter-Schantz näherte, wurde er von Hr. Major Werdmüller mit Falconeten und Cartouchen dergestalt begrüsst, dass die Cartouchen durch des Feinds gantze Reyen geschlagen, und sehr viel Blessirte gemacht, so dann verursachet, dass sie plötzlich ausseinander geloffen, ihren march und Vorhaben, die Hütter Schantz anzugreiffen, geänderet, und sich in Unordnung hinder denen Grunhägen den Berg hinunder, gegen dem Hütter-See gezogen, vor dem starcken canonieren ab der Hütter Schantz sich zu bedecken. Lieffen also in solcher Unordnung gegen den Reggarten, wo sie in dem Höltzlein bey C. einige Mannschafft verborgen stehen lassen. Die Avantgarde aber, so in 4. Fahnen bestanden, lieffe weiters neben dem Höltzlein den Räin hinauf, bey dem Segel vorbey, und trungen in das Land hinein, biss in Kneyis bey D. Wo sie sich gestelt, und mit denen von Zug, so über den Mentzinger-Berg und Finstersee-Brug zu ihnen kamen, verabredet, und Kriegs-Raht gehalten. Jnzwüschen zohe die Arriere-Garde der Feinden auch nach, als zu gleicher Zeit auf der anderen Seithen des Hütter-Selis Hr. Major Matle mit ungefehr 140. Mann, die er von der Re doute beym Sternen und anderen Posten mitgebracht, den Berg Laubegg hinauf, auch gegen dem Segel marchierte, nicht wüssend, dass der Feind allbereits schon mit der Avantgarde biss in Kneyis avancirt ware. Daselbst ist gedachter Major, neben Hrn. Freyhaubtmann Meyer an des Feinds Arrieregarde bey E. an einanderen gerathen, und beyderseyths ein starckes Feur gegen einanderen gemacht. Jndem aber die Avantgarde auss dem Kneyis sich wider zuruck gegen dem Segel gezogen, wurde der Züricheren Mannschafft genöthiget dieser Macht zu weichen, und sich etwas zurück auf eine Höhe gegen dem Schönen-Berg zu ziehen bey F. Und weilen der Feind ab der Höhe ersehen mögen, dass sich über den Zürich-See, und von anderen Orthen her ein schleuniger Succurs samlen thue, wordurch er leicht möchte abgeschnitten werden, setzte er ungesaumt seinen march wider eben den Wäg zuruck, woher er zuvor gekommen war, und lauffte in gewohnlicher Unordnung in ihrem Zuruck-march gegen der Züricheren Bellen-Schantz bey G. mit ungemeinem Geschrey und Wüten, denen aber durch gute Veranstaltung deren Officieren, welche theils in der Schantz, theils ausserhalb derselbigen, hinder einem Hag bey H. und dem See-Räin einige Mannschafft postiert, under Commando Jkr. Major Escher, welcher, nachdem er bey der Bellen-Schantz alle nöthige Anstalten zu guter Gegenwehr, im Fahl sie angegriffen wurden, gemacht, denen bey dem Segel nothleidenden Züricherischen wenigen Truppen zu Hilff geeylet, hernach aber, da die Feind der BellenSchantz zu geloffen, bey rechter Zeit allda wider angekommen ware, und die aussert der Schantz sich befindende Mannschafft oben an der Bellen-Schantz commendirte, wodurch dem Feind nicht geringer Schaden zugefüget worden. Auch ist der Feind durch tapffere Gegenwehr auss der Schantz und auss dem Schantzen-Graben, vorderest aber durch Göttlichen Beystand, so oft er mit Ungestüme angeloffen, alle mahl mit Verlurst vieler Todten abgetriben worden, dessen aber ungeachtet sie noch nicht abweichen wollen, bis sich die Zürcherischen Völcker von Wetthenschweil und Schönenberg genäheret, auch die Cavallerie under beyden Hrn. Rittmeisteren Meyer und Eschmann in völligem galop die Laubegg hinunter, auf den Feind loss giengen, selbiger solches ersehende, nahme alsobald die Flucht in grosser Behändigkeit, aussgenommen einigen Desperaten, derer Anführer ein Priester von Galgelen gewesen, welche von den Reuteren mit dem Sebel nidergehauen, und endlich biss an die Lölis-Mülli verfolget worden. Weilen aber der Feind viel zustarck, indem derselbige nach ihrer eignen Aussag 1800. der unserigen aber kaum 300. waren, auch unser Volck schon allzusehr abgemattet, liesse man den Feind in seiner Flucht ungehinderet wider innert seine Gräntzen gegen der Schindellegi ziehen. Wodurch dieser gefährliche Tag durch Gottes gnädigen Beystand so glücklich und ruhmlich geendet worden. Es ist aber hierbey auch zu wüssen, dass das Vorhaben der Feinden bey ihrem Einfahl nichts anders gewesen als eine Ravage im Land zu machen mit mörden, plünderen, sengen und brennen, dessen Zeugnuss allerhand Gattungen Brennzeugs, so bey den Todten gefunden worden, auch die unmenschliche Grausamkeit, die sie gleich an dem ersten Marckstein des Züricher-Gebieths, in einem Hauss im Bergli genannt, verübt, indem sie daselbst einen 70. jährigen Mann mit vielen Wunden getödet, dessgleichen ein 63. jähriges Weib ihre rechte Hand, und an der lincken die Finger abgehauen, endlich mit einem Stich ins Hertz, und anderen Wunden mehr, liegen lassen. Einer Tochter den Arm abgehauen, und sie zu tod bluten lassen, und noch 5. andere junge Mägdlein, welche noch alle in Bettheren lagen, ellendiglich mit Pulfer auf ihren Leiberen anzünden, und vielen Wunden jämerlich getödet. Man hat nach geendigter Action von des Feinds Todten 29. bey der Bellen-Schantz, und 27. in dem Scharmützel bey dem Segel gezehlet. Die meiste Todte aber sind von den ihrigen hinweg geschleppet worden, also dass sie nach ihrer Aussage selbsten bey 200. gestehen. Unser Seiths ist vor dem Angriff der Schantz tod gebliben Hr. Major Kilchsperger. Bey der Bellen-Schantz Hr. Haubtm. Hüni, von Horgen, und 2. Gemeine. Jm Segel ist tod gebliben Hr. Leuth. Wunderli, von Meilen, nebst einem Gemeinen. Blessirte an beyden Orthen Hr. Major Matle, Hr. Leuth. Vogel, und ohngefehr 20. Gemeine.

Von Johann Adam Riediger - oder Rüdiger, wie er sich in der Schweiz meistens nannte. geboren 1680 in Würzburg, Geometer und Kartograf, kam 1712 nach Zürich und 1716 nach Bern. Verfertigte eine grosse Anzahl Schlachtpläne, Stadtpläne und Landkarten schweizerischer Gebiete. 1737 ging er nach Stuttgart, 1743 nach Bayreuth. Gestorben am 13. November 1756.



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