Kirchengeschichte Hütten

Nachfolgender geschichtlicher Abriss mehrheitlich zusammengefasst aus:
 Peter Ziegler, Reformierte Kirche Hütten 1856-2006,  Auszüge davon auch hier: http://www.huetten.ch/de/portrait/geschichte/welcome.php?action=showinfo&info_id=3257

 

ca. 1000-1500 Frühe Rodungen und erste Höfe in der Region „ze dien huetten“ (auch „Richterswiler Berg“ genannt). Urkundlich erwähnt:  Laubegg, Hütten, Langmoos, Segel, Chneus, Schönau, Mistlibühl, Chilchberg, Heiten, Bergli, Moosmatten, Örischwand und weitere. Die Bewohner waren kirchgenössig nach Richterswil – ein beschwerlicher Weg  jeden Sonntag bei jedem Wetter.

1287-1549 Die Herrschaft Wädenswil (inklusive den heutigen Gemeinden Richterswil, Schönenberg, Hütten und Uetikon) ist eine Komturei des Johanniterordens (wie auch z.B. Bubikon).

1490–1496 wird als Filiale von Richterswil die Jakobskapelle (am Standort der heutigen reformierten Kirche Hütten) mit grosszügigen Spenden der örtlichen Bevölkerung gebaut, wie es im noch erhaltenen Jahrzeitrodel vermerkt wurde. http://www.villmergerkriege.ch/Chilerodel/index.htm

Der Hauptaltar war St. Jakob, St. Margareta, Johannes dem Täufer und den zehntausend Rittern geweiht. Der linke Seitenaltar war Simon und Juda, St. Jost und St. Ursula und ihren Gefährtinnen geweiht. Der rechte Seitenaltar war Maria, der heiligen Barbara, St. Sebastian und dem Erzengel Michael gewidmet.  Der Konstanzer Weihbischof erteilt mit der Weihe auch den Priestern das Recht, an allen Tagen obiger Heiliger den Ablass auf tödliche und lässliche Sünden erteilen zu können. Das Recht zum grossen (vollkommenen) Ablass verbleibt beim Johanniterorden (nächster Amtssitz Burg Alt-Wädenswil). Das Kirchweihfest wurde auf Sonntag vor Margaretha (damals 15. Juli) gelegt.Glocken wurden keine erwähnt. Die Kapelle wird vom Priester/Pfarrer von Richterswil besorgt, vermutlich mit wöchentlicher Messe, für Taufen und Beerdigungen musste man weiterhin nach Richterswil.

1517 Huldrych Zwingli beginnt mit der Reformation in der Stadt Zürich

1523 Der Richterswiler Leutpriester Gregor Lüthi beginnt im reformierten Sinne zu predigen.

1529 In einer Gemeindeversammlung der Herrschaft Wädenswil wird beschlossen, zum neuen Glauben überzutreten.

1604 werden in der Jakobskapelle die drei Altäre durch eine Kanzel ersetzt.

1631 Der Jahrzeitrodel (ab 1496) wird Hans Heinrich Tanner in der unteren Laubegg (heute Seeli)   zur Verwahrung übergeben. Die leeren Blätter werden zur Erläuterung des Rodels, zum Aufsetzen einer Schuldurkunde und zur Notiz eines aktuellen Ereignisses des nahen dreissigjährigen Krieges verwendet.

1656 Die Jakobskappelle wird im ersten Villmergerkrieg am 1. Februar niedergebrannt, als  innerschweizerische, katholische Krieger plündernd, sengend und mordend das Dorf Hütten und Umgebung überfallen.  Die ungenügende Sicherung der weitläufigen Grenze mit Bellen- und Sternenschanze hatte nicht ausgereicht. Die beiden Glocken der Kapelle konnten gerettet werden. Der Jahrzeitrodel fällt den Schwyzern in die Hände (heute im Staatsarchiv Schwyz).

166x Der Richterswiler Pfarrer Hans Jakob Bürkli schreibt: „Die Hüttner kommen bei Wind und Wetter den zweistündigen Weg in die Kirche Richterswil, bleich und blau, schlotternd und müssen, wenn sie genugsam gefroren haben, wieder den gleichen weiten Weg hungrig zurück, wobei es oft später Abend wird.“

1660 Ein nicht realisierter Plan sieht einen Neubau der Kirche, umringt mit Befestigungsmauer, auf dem Seerain (nahe der Bellenschanz) als Bestandteil einer nun durchgängiger zu befestigenden Südgrenze des Standes Zürich gegen Schwyz und Zug.

1668 Hütten erhält ein neues Kirchlein auf der ehemaligen Kapellmatte, finanziert u.a. mit einer zu Stadt und Land erhobenen Liebessteuer.  Auf einer der beiden neuen Glocken (die alten wurden in Anzahlung gegeben) wurde an den Krieg 1656 erinnert: „Vor allem Leid und Überfall, o Gott, bewahr den Berg und Thal“. Im Dachreiter war eine Uhr und an der Fassade eine Sonnenuhr.

1697 Viele Höfe und Weiler im Wädenswiler Berg ersuchen die Regierung, ihnen zu einer eigenen Kirche zu verhelfen.

1703 In Schönenberg entsteht eine neue , von Wädenswil losgelöste, Kirchgemeinde. Dabei wurde der alte Plan einer befestigten Kirche anstelle auf dem Seerain nun im Schönenberg realisiert.
Ein Teil der damaligen Befestigungsmauer ist im Norden noch erhalten. Die Bewohner der Gegend um Hütten wurden von der Kirchgemeinde Richterswil nach Schönenberg zugeteilt. Der Gottesdienst in der Jakobskapelle wurde durch den Pfarrer von Schönenberg besorgt, ansonsten aber alle wichtigen kirchlichen Anlässe in Schönenberg stattfanden.

1752 Dem Wunsch der Hüttner, die des langen Kirchwegs überdrüssig waren,  wird entsprochen. Sie errichten einen eigenen Friedhof bei ihrem Kirchlein und einem Vikar wird die Fürsorge übertragen. Dieser reist jeden Samstagabend an. Auch der heutige Taufstein stammt von 1752.

1768 Die Kirchweihe wird auf Sonntag nach Margaretha (offen ob 15. oder 20. Juli) gelegt. (Noch heute findet die Hüttner Chilbi um dieses Datum statt.)

1805 Erneut wird wieder der Pfarrer von Schönenberg als zuständig für Hütten erklärt.

1824 Die Hüttner versprechen, auf Gemeindekosten ein Pfarrhaus zu bauen und für den Jahressold des Pfarrers (450 Franken) aufzukommen. Der kleine Rat erhebt die Filialpfarre Hütten zur selbständigen Pfarrgemeinde.

1826 Der erste Pfarrer Hüttens, Konrad Wolf, bezieht das neue, noch heute stehende Pfarrhaus.

1844 Für Abbruch und Neubau des baufälligen, feuchten, mit Schwamm befallenen Kirchleins, dessen Empore einzustürzen drohte, fehlt das Geld wegen Schulhaus- und Strassenbau, sowie wegen zu erheblichen Armenausgaben.

1853 Das Jakobskirchlein wird ein letztes Mal renoviert.

1855-56 Für Gesamtkosten von 42‘000 (wovon 7‘000 für vier neue Glocken) wird die heute noch stehende Kirche Hütten gebaut. Staatsbauingenieur und Architekt Johann Caspar Wolff gestaltet sie nach Vorbild der Kirche Kempraten-Rapperswil. Die Hüttner halfen beim Bau mit, führten Sand und Kalk und schleppten Steine und Holz.
Die Kirche wird am Sonntag 20. Juli 1856 eingeweiht.
                                                                                               
Betreff:     Kirchweih Hütten
Datum:     Sat, 29 Jan 2011
Von:     Prof. Dr. P. Ziegler
...In der Schrift von Pfarrer Albert Keller, Die Kirchgemeinde Hütten, von 1924 (ZB DU 1013)
Seite 3: Die Kirchweih fand immer am Sonntag vor Margrethen (15. Juli) statt.
Der Neubau wurde am 20. Juli 1856 eingeweiht. Daher gilt sicher seit dieser Zeit der 20. Juli als Kirchweihdatum.
aus Stillstandsprotokoll 2, S. 197 wurde dieses Datum am 7. Februar 1858 festgesetzt,
in Anlehnung an die Einweihung von 1856.  ...

1857 Die feuchte Kirche braucht bereits einen neuen Aussenputz. Dem eindringenden Regenwasser wird mit Blechen am Giebel begegnet. Bis heute bleibt die Feuchtigkeit ein stetes Problem.

1866 Aus freiwilligen Beiträgen wird ein Harmonium finanziert  (bisher musste für guten Gesang ein Vorsänger besorgt sein – meist der Schulmeister), das 1921 dem undichten Kirchendach zum Opfer fällt und ersetzt wird.

1874 Bau des Leichenhauses (heute Geräte und Materialraum), zweite Fassadenerneuerung und ein neues Christus Chorfester von Johann Jakob Röttinger.

1885 Erstmals kann die Kirche beheizt werden.

1885, 1890, 1904, 1912, 1932, 1952, 1976, 1996 und 1998-2002 weitere Aussenrenovationen.

1894, 1936, 1953, 1994 Innenrenovationen

1895 Mit dem Sihlkraftwerk Waldhalden kommt die Elektrizität
(erst ins Pfarrhaus und 1907 mit 19 Glühbirnen in die Kirche).

1952 Die Glocken erhalten einen elektrischen Antrieb.

1953 Die Hüttner Kirche erhält ihre heutige Orgel.

1961 Erstmals seit der Reformation wird in Hütten im März 1961 wieder das katholische Messopfer in der alten Garage der Sägerei Kälin + Müller gefeiert. Bald ist das Lokal jeden Sonntag überfüllt.

1969 Am 27. Juli wird katholische St. Jakobus Kirche Hütten eingeweiht.
http://www.huetten.ch/de/portrait/geschichte/welcome.php?action=showinfo&info_id=3288

1977 Die Glocken der  reformierten Hüttner Kirche erhalten einen Leutautomaten.

2010 Der Jahrzeitrodel (ab 1496) liegt vollständig transkribiert und gedeutet auf www.villmergerkriege.ch  vor