0B__Scene_from_recreation_of_Battle_of_Naseby

Eine Auswahl der Online verfügbaren Gewehrabbildungen des Schweizerischen Nationalmuseums.

Verwendung der Schiessgewehre um das 17. Jahrhundert
Frei zusammengefasst aus "Waffen im 17. Jahrhundert. Am Beispiel des Villmergerkrieges 1712" von Jürg A. Meier. Beilage zu Band 19 von "Militärgeschichte zum Anfassen". MILAK/ETHZ
Die Erneuerung der Infanterie-Waffen mit dem schrittweisen Ersatz der Hieb- und Stichwaffen (v.a. Spiesse und Hellebarden) durch Schusswaffen dauerte Jahrhunderte. Auch wenn die Obrigkeit dafür sorgen musste, dass in den Zeughäusern auch genügend Gewehre als Reserve angeschafft wurden, so war es doch weiterhin Pflicht des Soldaten selber für seine eigene Waffe zu sorgen und zu zahlen. Auch deshalb dauerte die breite Einführung von neuen Waffen so lange. Bern und später weitere Kantone führten sogar Bewaffnungsanforderungen als Bedingung für eine behördliche Heiratserlaubnis ein.
1695 kauft Zürich die letzten 50 Hellebarden. Im 17. Jahrhundert  verbreiteten sich vor allem die grossen, schweren Musketen (der Musketiere), auch "Doppelhaken" genannt, weil der Schütze zum Zielen das schwere Gewehr auf einem Gabelständer abstützen musste. Das Schloss liess eine glühende Lunte auf die Pulverpfanne schnappen. Später waren es die Flinten (der Füsiliere), die ein sogenanntes Steinschloss hatten, wo ein Stück Feuerstein (Flintstone, pierre à fusil) beim Zuschnappen so kräftig an einem Eisenlöffel einen winzigen Eisenspann abtrennte, das dieser glühend in die Pulverpfanne befördert wurde (in Bern erstmals ab 1653).
Die Kampftaktik setze weiterhin auf den entsprechenden Einsatz aller Waffengattungen mit Spiessen (Schutz der Schützen vor der Kavallerie), Hellebarden (für den Nahkampf), Musketen (grössere Schussdistanz und Zielgenauigkeit, aber schwer) und Flinten (schnelleres Nachladen).
Im ersten Villmergerkrieg erlitten die Berner u.a. deshalb eine Niederlage, weil sie zu früh den breiten Einsatz von Spiessen und Hellebarden reduziert hatten. Dieses Risiko führte zur Erfindung der Bajonette, wobei erst sogenannte Spundbajonette in den Gewehrlauf gesteckt wurden (ab ca. 1647, Frankreich). Nach Unfällen wurde diese gefährliche Erfindung 1660 in Frankreich wieder verboten. Neue erfolgreiche Versuch ab 1671 überzeugen Zürich, 1681, noch vor Bern, Spundbajonette anzuschaffen, allerdings noch ohne die ca. 1678 erfundene Parierstange. Auch hier zeigt sich die Eignung der handlicheren Flinten gegenüber den zu schweren Musketen.
Später setzte sich erst das Ringbajonett (vor 1680) und dann das Tüllenbajonett (ca. 1687, Bern/Zürich ab 1706/07) durch, die auch aufgesetzt weiterhin das Schiessen zuliessen. (1689 schlugen die schottischen Highlander mit Schwert und Schild die Engländer, weil diese nicht genug Zeit fanden, die Spundbajonette aufzusetzen.)
1670 wird die Handgranate erfunden, was erst zur neuen Rolle des Grenadiers führt. 1687 hat das Berner Zeughaus 40'225 Handgranaten vorrätig. Es ist eine Zusatzwaffe des Füsiliers, was wiederum zur Erfindung des Flinten-Tragriemens und der Granaten-Tragtasche führt.
Abbildung aus Wikipedia: Scene from recreation of Battle of Naseby.jpg