Tagebuch vom 12. April bis 16. August 1712 des Herrn Major Johann Conrad Werdmüller 

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  Original Transcription
 

 

 

Diarium von dem Hergang

 

in dem Krieg  A°.  1712.

 

In dem Wedenschweiler Quartier

 

aufgesezt von Hr. Major Werdmüller

 

Comandant auf der Hütter Schanz.

 

 

 

Vorbericht

  

Die weil ich das Glück oder Unglück gehabt, in einem einheimischen Krieg zu dienen, welcher

 

die Scharmützel, Belägerungen, und Schlachten, so unsere Altvordern, bey 200 Jahren

 

durcheinanderen gehabt, sehr weit übertrifft, indem bey diesem, beyden hohen Ständen

 

Zürch und Bern, sowol, als der 5 catholischen Orthen, und Allierten, grosses Vermögen,

 

Macht und Stratagemeta, zur Erstaunung sich aufgeheiteret, auch gezeigt worden, dass die

 

altvatterländischen Maynungen, Hallbarten, Schlacht Schwerter und Brügel, ein grössere

 

Paraden machend in Zeüghaüseren, als im Feld. Hiermit wer Geldt hat, soll ein

 

Büchs kaufen.

 

In disem Krieg fiehl mein Sort, in Schönenberg und hernach auf Hütten, einen Posten

 

nicht von sonderlicher Renomeen. Was ich weis und von Anfang des Kriegs bis zu End

 

passiert, habe das Merkwürdigste verzeichnet, und zusammengeschrieben, nicht in der

 

Meinung und Absehen, dass es auf allen Plätzen abgeläsen, sonden menagiert werde,

 

weilen es nicht Materie, von die Liedertrager. Würde es aber einem Läser in

 

die Hand fallen, der sich touchiert befunde, kann er damit procedieren nach Belieben,

 

und mich eines Besseren berichten, Tinten und Feder ist ihme auch erlaubt, so

 

wohl  als mir.

 

2

2.

 

 

Gründliche Beschreibung, desjenigen so in vergangenem Krieg, mir durch die

 

        Hand gegangen, sampt etlichen Anmerkungen, nicht etwan aus Praesumption

 

        und Hochmuth, sonder zur Nachricht dienend, aufgezeichnet.

 

Dienstag Abends, den 12 Aprill A°. 1712  kame ein Expresser von Hrn. Kriegs

 

Secretario Johannis Rahn, mit einer schriftlichen Ordre von Mhhrn. Kriegsräthen, des

 

Wädenschweilers Quartiers, dass ohne Verzug, bey meinem hochgeachteten Herren Statthalter

 

Mayeren mich solte anmelden. Deme zufolg auf  Zürich verreiset, und mich angemelt,

 

von hochgedachtem Hrn. Statthalter befelchnet worden, naher Wädenschweil zu gehen: Wann

 

ich vermeine an der Zeith seyn, und aus den Mouvements unsrer Trouppen leichtlich

 

werde abnehmen können. Ich fragte anbey? Ob ich zu Pferd oder Fuess werde dienen

 

müssen, weilen nirgends engagiert.

 

Hr. Statthalter verdeutete. Sie wollen mich schon employieren.

 

Samstag den 16. dito.  Morgens umb 4 Uhren, in Gottes lieben Namen, von Haus

 

verreist, und auf Wädenschweil zugefahren, bim Engel einkehrt, und zwüschen 6

 

und 7 Uhren, im Schloss bey Hrn. Landvogt Friesen mich angemelt. Es warend auch

 

schon verhanden: Jkr. Ratsherr und alt Landvogt Escher, und sein Jkr.Bruder Major

 

Escher. Diesen Mhhrn. mit geziemendem Respect eröffnet, warum ich verhanden

 

seye, und meine schuldige Dienst anerbothen. Jkr. Ratsherr beliebte zu reden,

 

es seye der Enden noch alles ruhig und still. Ich replicierte, wann ich zu frühe

 

kommen seye, und man meiner nicht nöthig, so wölle widerumb naher Haus, bis

 

auf andere Ordre. Hr.Landvogt verdeutet, es wäre nöthig den Schönenberg zu

 

visitieren.  Jkr.Rathsherr liesse es ihme gefallen, und gab mir Befelch

 

 

 

dahin

 

 

 

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dahin zu reisen, den Posten besichtigen, und widerumb berichten. Es wurd

 

mir auch ein Morgenessen anerbothen, sambt einem Pferd, so aber refusierte.

 

Nachdem gienge wieder zum Engel, schikte die Schiff Leüth wieder auf Herrliberg.

 

Ich aber ritte mit meinem Knecht, dem Schönenberg zu, und von dem Hr. Pfarrer

 

Bentz ganz früntlich empfangen worden. Ihme die Ordre eröfnet, welcher hierauf

 

in der Kirchen und Pfarrhaus alles gewiesen hat. Als ich nun in, und aussen

 

herum alles so viel nöthig betrachtet, wollte wiederum der Ordre gemäss, nach

 

dem Schloss, allein das unlustige Regenwetter und Schnee, und dass die Kriegs-

 

Gefahr nicht sonderlich gross geachtet worden, habend gemacht, dass ich des Hr. Pfarrers

 

anerbothen gut Quartier, nicht verachtet, sonder im Pfarrhaus übernachtet.

 

Sonntag den 17. dito, nach der Predig in Schönenberg und auf Hütten, wieder ins

 

Schloss geritten, trafe Mhhrn. an, ob dem Mittag-Essen, und war Hr. Landvogt Lochmann

 

auch verhanden. Ich erzehlte die Ursach meines gestrigen Ausbleibens, und dass die

 

Kirchhofmauren, sonderbar gegen Hütten, und der Egg hin, gar übel erfrohren,

 

hiemit ganz schwach, einen Canon Schuss zu resistieren, sonsten in der Kirchen

 

und in dem Pfarrhaus alles nach bim Besten, was zur Defension des Postens

 

gewidmet worden. Wann man 4 bis 500 klein und grosse Palisade wagte, gebe

 

es der Nachbarschaft ein Dorn ins Aug. Man hebte hierüber an zu raisonieren

 

und wurd auch getadlet, dass man vergessen habe, Schuss-Löcher zu machen, in die

 

Kirch und die Kirchhofmauren. Ich wider legte es, dass so vil ich wüsse, habe mans

 

nicht vergessen, aber zu machen sich geschohen. Wie mans verstehen wolle,

 

 

 

 

 

Jkr.

4

 

 

4.

 

Jkr. Ratsherr beliebte zu reden, er wolle Mgnhhrn. schreiben, und helfen mich zum

 

Commandant dahin ordnen. Ich gab Bescheid, dass dies ein Hauptquartier, und

 

von grössere Herren gebauen worden, und zu einem Magazin im Berg geordnet,

 

weilen im Nothfall unmöglich wäre im Schloss abzuhohlen, was man in der

 

Stund von Nöthen hette.

 

Nach der Tafel wolte Hr. Landvogt Lochmann widerum auf seinen Posten im

 

Hirzel verreisen, zuvor aber wurde die Armatur im Schloss besichtiget, ich

 

gewahrte 2 Falconet, auf  Schiff Lafeten ligend, sagte dergleichen sölte man

 

haben im Schönenberg, allein es hiesse point d'Artillerie in Schönenberg. Sie

 

gehörend ins Schloss, jedoch sind sie nicht im Schloss geblieben, sonder habend müssen

 

wandlen, auf Richtenschweil zu, und in die Scheür bey der Brugg postiert werden.

 

Gegen Abend ist Hr. Haubtmann Keller von Zürich, mit seiner Compagnie angelangt.

 

Jkr. Ratsherr und Hr. Landvogt, mit übriger Suite, giengend an See hinunter, selbige

 

zu besichtigen. Die guten Leüt, warend von Wind und Wetter übel zugericht, und

 

endlich ins Gsellenhaus einlogiert, und der Capitain wurde ins Schloss eingeladen

 

zum Nachtessen. In währendem Nachtessen kamend 2 Kundschafter, so in Höfen

 

und in der March gewesen, mit dem Bericht, dass der Enden alles unterem Gewehr.

 

Sie habind an beyden Orthen gemusteret, und seyend auch Schweitzer Herren

 

verhanden, in der March gegen 600 und in (den) Höfen gegen 500 Mann können zehlen,

 

meistens mit Flinten, und theils Bajonetten versehen, sonsten jung stark Volk,

 

und seye die alte Manschaft nach zimlich stark nebenaussen gestanden, es habe

 

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im Exercieren, einer den anderen mit dem Bajonett übel plessiert.

 

Nach empfangener Besoldung, wurden sie dimittiert, nachdeme wurde hierüber

 

raisoniert, allein diejenigen, so disem Bericht völligen Glauben zugestelt,

 

hörte man nit gerne. Nach diesem kamen 2 Oberofficier aus der Herrschaft.

 

Jkr. Ratsherr gab ihnen Ordre in dieser Nacht folgende Rond zu gehen, als gen

 

Richtenschweil an die Brugg, und dem Bach nach gegen dem Kalchbüehl, Gerlisperg,

 

Sternen, Löchli, über den Berg, gegen der unteren und oberen Wäber Rüthi,

 

Bellen, Blegi, Bergli, Hütten, Langmoss, ober und unter Küewis, Schönenberg,

 

und widerumb ins Schloss.

 

Dem Hr. Haubtmann Keller wird angezeigt, dass in Richtenschweil von seiner Compagnie

 

gut Quartier gemacht worden, und er morgens bey guter Zeit könne dahin marschieren.

 

Jkr. Ratshr. hat ihm noch separatim Instruction geben, wie er sich der Enden zu

 

verhalten. Hierauf nahm er Abscheid, und gieng ins Dorf hinunder, in sein

 

Herberg. Ich wolt auch meines Weges zum Engel hinunder, allein Hr. Land-

 

vogt wollte mich nicht gehen lassen, sonder im Schloss übernachtet.

 

Montag den 18. dito, morgens nach 6 Uhren, ist Jkr. Ratsherr, mit Herren

 

Landvogt geritten, und Jkr. Major Escher im Schloss verblieben. Ich setzte

 

mich in Holtzschopf, vor die Langeweile, beyder hochl. Ständen

 

getruktes Manifest zu läsen, so mir Hr. Landvogt, ehe er verreist

 

mitgetheilt. Indeme komt der Landrichter Ringger ab Esel dahar

 

zu laufen, mit Bericht, der Feind seye verhanden, fragt Jkr. Rathshr.

 

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6. 

und dem Hr. Landvogt nach. Er wurde von den Arbeits Leüthen im Hof zu dem Jkr.

 

Majoren gewisen, nachdem er nun den Ringger examiniert, hat er mir befohlen:

 

Weilen er das Schloss nit könne verlassen, soll ich eilends mit dem Rigger forth dem

 

Sternen zu, schauen wie die Sache beschaffen, und gegen Anstalt machen, nach gut

 

Befinden, auch widerumb eilends ins Schloss berichten. Mein Ross war zu allem Glück

 

gesatlet bey der Stell, derwegen mit dem Mann fort, dem Sternen zu, daselbsten  bim alten

 

Schäntzli, 4 Mann im Gwehr angetroffen, ich fragte sie, wer sie hier comandiert habe,

 

sagtend sie niemand. Ich befahl, sie soltend stehen bleiben, und einer soll in der Nachbar-

 

schaft umbher laufen, und die Mannschaft, so noch bey Haus seye, ins Gewehr aufmahnen,

 

sich auf disem Platz versamlen, auch gute Achtung geben auf die Schweitzer.

 

Hernach eilte mit dem Ringger auf die Höhe, wo dismalen das Eich Schäntzli, da

 

habend wir gesehen, Weib und Kinder, mit Bethzeüg, Hausrath, und sich gegen dem Beki,

 

und den Enden hin flöchnen. Bim Schellhammer etliche Mann im Gewehr, auch vom

 

Engel nahen, gegen Eitelmaass, 4 bis 5 Mann und mehr miteinanderen sehen

 

hinder den Häägen defilieren, und hieltend sich hinter den Büschen, Haüseren und

 

Scheuren so vil möglich verdekt. Es hat mir auch der Ringger die Namen, der Haüseren

 

und Posten auf unserem und der Schweitzeren Grentzen eröffnet, und in Sonder-

 

heit gezeiget, wie sie von der Schindellegi nahen gegen Allwinden, und den Aplisberg

 

hin, 3 bis 4 Mann miteinanderen gehend und laufend.

 

Nachdem wir nun etwan ein Stund lang zugeluegit, und niemand vom Schloss kommen

 

wolte, ritt ich wider dem Sternen zu, in der Zeit hatte sich die Wacht bis 15 à 16 Mann verstärkt.

 

Ich ersuchte sie, gute Wacht zu halten, aber bey Leib und Leben kein blinder Lermen

 

zu machen. Ich wolle gegen das Schloss, und bald widerumb bey ihnen seyn, nahm

 

Abscheid

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Abscheid vom Ringger. Als ich bey den Schwand ankommen, sahe den Jkr.Major Escher

mit etlichen blauen Reutheren, von der Eich Mühli nahen, daherreithen, desswegen

 

still gehalten. Nachdem er ankommen, relatierte ich ihm alles, wie oben gemelt

 

worden. Er wollte wüssen, ob ich vermeine, dass 5 bis 600 Mann verhanden, allein

 

das könnt ich nit wüssen, sondern sagte ihme, es gedünke mich schon genug, das

 

sie flöchnind, und die Zugäng ins Land aller Orten besetztend.

 

Jkr. Major befahl endlich, ich soll widerum dem Schönenberg zu reithen, unterwegs

 

alle Mannschaft, auf den Frontieren ins Gwehr ermahnen. Er wolle widerumb

 

ins Schloss und schauen dass geholfen werde. Ich ritte widerum zum Sternen, die

 

Leuth daselbsten vertröstet, es werdind Officier und mehr Volk kommen. Demnach

 

wieder über die Höhe, gegen der unteren Wäber Rüthi, und wider zurück gegen

 

Felmis hin. Ich hab Männer Weib und Kinder angetroffen, die gern woltend flöchnen

 

und gewahret, dass zwüschen einem Aufmahner und einem Hochzeit Lader etwas

 

Unterscheid seye. Nachdem gegen der Bellen auf selbige Höhe kommen, da habe

 

gesehen einen blauen Reuther daher kommen, und der Wäber Rüthi nahen.

 

Ich vermeinte, er werde als ein Ordinanz nachgeschikt worden seyn (nach Handwerks-

 

Brauch) allein er wolte meiner nichts, sonder hatte in den Bellen Haüseren, auf-

 

gemahnet. Ich gienge endlich zum unteren Haus, mein Ross an der Hand führend,

 

redte mit dem alten Man daselbsten ein Zeith lang. Er wolte wüssen wer ich

 

seye, dass ich bey der Zeith so allein umeinanderen ritte. Indem liesse

 

mein Ross im Baumgarthen gnug Gras fressen, und giengend 2 Canon Schüss

 

nacheinander los, gegen Zug oder Cappel, deswegen wieder aufgezaümt, wollte

 

gern den Tour machen, so die Rond vergangne Nacht hatte gethan, und über den

 

Seerein

 

 

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8. 

Seerein gegen der Blegi wollen reithen, allein bim Haus, ob Lölis Mülli

etwas gesehen, so mein Concept verrukte. Dero halben hinter dem Seerein

 

nach geschwänkt, gegen des Tanners Haus, und bis auf Laubegg geritten, dorten

 

mehr als ein halb Stund zugeschaut, und aus allen Umbständen gemerkt,

 

dass wir werden Kriegs gnug bekommen. Endlich gegen 1 Uhr im Schönen-

 

berg angelangt, Herr Pfarrer übergab mir folgenden Brief.

 

      Monsieur

 

Er wolle die Schweitzer, so an den Grentzen sich aufhalten, wol beobachten, wann er schon kein

 

Volk bey sich hat, man wird so bald immer möglich Volk zuschiken. Es gehet gar gemach zu, und

 

braucht Zeith darzu, das Volk zusammen zu bringen, und wann er etwas merkwürdiges, und

 

nothwendiges in Erfahrung bringt, so wolle den Herr avisieren, dismahl sind 40 Mann auf

 

der Strass, die wolle der Herr postieren, wo ers nöthig findt, und ist Ordre ertheilt, dass die-

 

jenigen, so an Bergen wohnend, sich unverweilt unter das Gewehr begebind.

 

Datum im Schloss Wädensweil den 18. Aprill 1712.

                                                                                       Major Escher

 

Weilen nun ein Tour gemacht, ware mir nicht anständig, der Sihl nachzureithen, ohne

 

Convoye, und schauwen, wo 2 oder 3 hinter den Häägen stehind. Ich hab ab der Laubegg

 

auch gesehen, Schweitzer Officier zu Pferdt gegen Allwinden und Eitelmooss recognohcieren

 

und vermeint man könnte mir auch ein par blaue Reuther anvertrauen, dann einer, so

 

allein recognohciert wenig Reputation, und kein Raport nicht ohne Tadel, und dass

 

beyden hohen Ständen gedruktes Manifest, die Schweitzer nicht werde persuadieren wollen

 

still zu sitzen, und den Praelat von St. Gallen im Stich lassen, alles heimliches Recognohcieren

 

und Dissimulieren gefahrliche Zeitverliehrung, dass die Canon Schüss, sie mögend

 

von

 

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von Feind oder Freünd gethan seyn, nicht ohne Bedeutung. Weilen man diesen

 

Morgen, den Herrn Freyhaubtman Keller lassen auf Richtenschweil marchieren, so dörfte

 

mans auch wagen, und etwas Volks in Schönenberg legen. Desswegen mit wenigem

 

an Jkr. Rathsherr berichtet, durch meinen Bedienten überschikt und folgends Recepihs

 

empfangen.

 

Dass Johannes Strikler ein verschlossen Schreiben, an Jkr. Rathsherrn wohl überlieferet

 

habe. Bescheint, in seinem Namen, den 18. Aprill 1712

 

                                                                                            Landvogt Fries

 

Es sind aber die obgemelten 40 Mann, nicht geschikt worden, sonder gegen Abend

 

ist Hr. Haubtman Meyer von Wädenschweil, mit seiner Compagnie in aller Stille

 

eingezogen in Schönenberg, lauth Ordre von Jkr. Rathsherren, und habend ein heimliche

 

Wacht im unteren Kneüis, und bey der Baumans Scheür gegen dem Teüfenbach

 

hin angeordnet. Es ist auch ein Detachement von Hrn. Freyhauptman Meyers

 

Compagnie, in die 80 Mann stark angelangt, weilen mir der Plan, auf was

 

Manier die Herrschaft Wädenschweil solle defendiert, welche Gräntz Posten

 

der Sihl noch sollend besetzt, oder nicht besetzt werden, ganz ohnbekant, und unwüssend

 

was Mhhrn. Kriegs Räthe geschlossen und abgeredt habend. Als habe die Leüth bey-

 

sammenbehalten, bis auf die Ankunft eines Oberhaubts in Schönenberg, oder

 

schriftliche Ordre, welche Posten, und Haüser auf den Gräntzen sollen besetzt

 

werden. Darmit aus Unwüssenheit von mir nahen, bey dieser sehr delicaten

 

Conjunctur, der Bletz nicht neben das Loch gesetzt werde.

 

Dienstag den 19. Aprill mit Hrn. Pfarrer in Kneüis, und der Enden spatziert,

 

bin sonsten niemahls den Enden gewesen, nach Mittag kam Bericht, der Hr. Statthalter

 

 

Meyer

 

10

10.

 

Meyer mit anderen Hrn. Kriegs Räthen im Schloss angelangt. Auf den Abend ist

 

Hr. Capitain Lieutnant Gessner und Hr. Leutenant Huber ankommen, mit

 

folgender Ordre.

 

Diese 2 Officers habend Ordre auf Schönenberg zu kehren, um diejenige

 

daselbst stehende Manschaft, so unter Hrn. Freyhaubtmann Meyers Compagnie

 

begriffen, dieselben und bis sie auf den morndrigen Tag, und gedachtem Hrn. Frey-

 

Haubtman, werdend abgelöst werden zu comandieren, und Major Werdmüllers

 

Ordre nachzukommen. Die übrigen alda sich befindenden Völker aber, so nicht unter

 

gemelten Frey Compagnie begriffen sind, sollend disen Abend nach Haus

 

dimittiert werden. Datum Wädenschweil den 19. April A° 1712

                                                                                                        Kriegs Secretarius

 

Mittwoch den 20. Aprill, im Schloss gewesen, Hr. Statthalter und Mhhrn. habend mir

 

befohlen im Schönenberg zu palisadieren, so vil als nöthig erachtet werde, das

 

Holz hierzu soll man im Tüfenbach fellen lassen, und Brugladen zur Gallerie

 

sollend aus den Zehenden Trotten dahin geführt werden. Man hat auch die Zimmer-

 

Leüt von Wädenschweil, so vil man im Schloss entbehren könte, dahin abgeordnet.

 

Freitag den 22. Aprill ist unsere Generalitet in Schönenberg kommen, um den

 

Posten und angefangene Palisadierung zu visitieren. Es wurde gut geheissen.

 

Es wurd gut geheissen, deswegen mit der Arbeith bey Schnee und Regen fortze-

 

fahren, es gab aber wegen noch frischen Todtenbeinen, allerhand unbeliebiges.

 

Ab dem Kirchthurm, habe durch Rohr gesehen, das die Schweitzer, auf dem Aplisberg

 

arbeitend, neüe Erden gesehen auf dem Schnee ligen, der Enden ein Rauch

 

gewahret, und gemuthmasset, dass sie an diesem Orth sich eingraben habind,

 

wider den Biswind.

 

Samstag

 

 

11

 

11.

 

Samstag den 23. Aprill, kame folgende Ordre, auf den von Mgnhhrn. durch einen

 

Laüfers Botten, erhaltenen Bericht, dass 2 Landfahnen von Uri und Under-

 

walden, zu dennen von Schwytz gestossen, und nun samtlich nahen Wädenschweil

 

anmarschierind, weswegen die Herren Kriegs Räth des Wädensweilers Quartier,

 

hochnothwendig seyn erachtet, dass ohnverweillet 2 Haubtleüt namlich

 

Hr. Haubtman Hans Caspar Steiner, und Hr. Haubtman Hans Rudolf Ulrich

 

nahen Wädenschweil zu marschieren, thun auch solches, wie hiermit beschickt Major

 

Werdmüller zu wüssen, anbey erinnert seyn solle, dass er den Finstersee Stäg

 

abwerfen, die Gallerie im Schönenberg in vollkommnen Stand bringen, und mit

 

Palisaden verwahren lassen thue, und dass er zu Deffension, die nothwendige

 

Mannschaft an sich zeuhen möge. Datum im Schloss Wädenschweil den 23. Apr. 1712

 

                                                       Prntbs: Hrn. Statthalter Meyer, und verordneten

                                                       Hhrn. Kriegs Räthen des Wädenschweiler Quartiers

 

                                                                  Kriegs Secretarius

 

Mir ist seltzsam vorkommen, dass er den Finsersee Stäg abwerfen, da es doch

 

ein starke, gedekte und ohne Joch, über die Sihl gebaute Brugg, so gut dass

 

man mit Ross und Wagen darüber fahrt, und dazu in einer Tiefe,

 

situiert. Es wird aber von dieser Materie umbständlich und begriffenlich

 

geredt worden. Nach Mittag kam folgende Ordre.

 

Die weilen verlauten will, dass der Gegentheil, gegen dem Finster See Stäg zu

 

kommen sich erfrächen, bis auf unseren Boden zu kommen. Zu dem End überbringen

 

dis Leutenant Haab, dahin abgeordnet wird, mit Befehl, die Wach beständig zu

 

 

 

 

 

versehen

 

12

12.

 

versehen in der Meynung aber, dass die Wacht täglich abgelöst, er Haab aber

 

beständig auf dem Posten verbleiben solle. Wädenschweil den 23. Apr. 1712

 

                                                            Coram Militaribus

 

Sonntag den 24. Aprill, in Küenis geritten, wegen des Finster See Stägs, und

 

die Situation genug besichtiget, endlich in Ungedult die Reflexiones gemachet,

 

dass man sich informieren lasse von Leüthen, so nicht vil bey dergleichen Anläassen

 

gewesen, da man Bruggen abgeworfen. Deswegen mich nicht übereilt, sonder sonst

 

vigilant geblieben.

 

Diesen Nachmittag ist folgende Artillerie in Schönenberg geschikt worden, 1 Zollikofer

 

Stuk N° 12, schiesst 6 Pfund Eisen. Item der Schwan schiesst 1 1/2 Pfund Eisen mit 50 Schüssen

 

an Kuglen und Cartuschen zu jedem Stuk, item ist hernach geschikt worden, ein Eisen

 

gezogenes Falconet, die Hündin genant, hierbey wurden mitcomandiert, 2 Officier

 

und 4 Constaffler, alles von Hrn. Haubtman Füsslis Compagnie.

 

Montag den 25. Aprill, ist Hr. Haubtmann Ott mit seiner Compagnie, worunter 24 wol

 

montierte Grenadiers gewäsen, in Schönenberg angelangt. Es ist auch Hr. Haubtmann

 

Hirzel von Medikon ankommen.

 

Dienstag den 26. Aprill  ins Schloss geritten, wegen des Finster See Stägs. Ich wurd von

 

Hrn. Statthalter und Jkr. Rathsher deswegen gefragt. Antwort: Es werde nicht so leicht

 

angehen, entweders durch ein Stratagema verbränt, oder mit zimlicher Force attaquiert

 

werden. Wans doch seyn müsse, wolle mich lassen brauchen, wann man die die Requisiten

 

herbey schaffe.  Es habends aber Mhhrn. gar nicht difficil gemachet und höchst nöthig

 

befunden.

 

Mittwoch den 27. Aprill, Morgens früh in Kneüis geritten, und den Stäg noch einmahl

 

betrachtet. Hr. Major Escher kam von Hütten nahen, daher zu reiten, mit Bericht, dass Mhhr.

 

Statthalter

 

13

13.

 

Statthalter und andere Hhrn. auf Hütten, die verlangend meiner, ich solle mitkommen.

 

Als wir nun gegen Hütten kamen, kame Bericht, die Herren seyind widerumb gegen der

 

Bellen geritten. Jkr. Major nahme Abscheid, mit verdeuten, man werde ein Ordre

 

schiken, wans pressiere. Er wüsse nicht was antroffen. Nachdem ritt ich widerumb

 

in Schönenberg, aber auf den Abend ist folgende Ordre eingelanget.

 

Aus Befehl der Hrn. Kriegs Räthen des Wädenschweilers Quartier, wird Major Werdmül-

 

ler hiemit erinnert, dem Leutenant Haab zu befehlen, den Finster See Stäg abwerfen

 

und verhauen zu lassen, und sich in bestmöglichsten Defensions Stand zu stellen, auch

 

auf begebenden Notfahl, laut gestiger Abred, sich parat halten, in das Haubt Lager

 

zu verfüegen, und das Comando ad interim einem anderen zu überlassen, so er

 

abzureisen befehlchnet wurde. Actum den 27. Aprill A°. 1712

 

                                                           Kriegs Secretarius

 

Nach Überlesung dieser Ordre habe funden, dass es nicht Styli, und meiner Ehr zu

 

wider laufe, dem Leutenant Haab dasjenige zu befehlen, so mir zuerst befohlen

 

worden, aber aus Mangel Courage und Conduite, zur Straf eben durch mich selbsten

 

ihme zu exequieren, sollte aufgetragen werden. Anbey vermeint, Mhhrn. Kriegs Räth

 

hättends auch so fassen können, und mich nicht in Tentationem führen.

 

Damit aber der Ordre nachgelebt werde, und  auch mit Ehren bestande, habe alsobald

 

100 Fusiliers von beyden Compagnien Ott und Hirzel ausgeläsen und auf einen

 

Sammelplatz im Tüfenbach lassen defilieren, und daselbsten sich verdekt halten

 

Ich ersuchte den Hr. Pfarer im Schönenberg, dass er mit mir in Kneüis komme. Ich habe

 

eine Comission bey Leutenant Haab abzulegen. Als wir dahin kommen fordrete

 

ihne auf die Seithen, eröfnete in Praesenz Hrn. Bentzen die Ordre. Er entschuldigte sich.

 

Nur gut, ich sagt ihme, dass er fleissige Wacht halte, wie bishar, namend Abscheid, und

 

widerumb

 

 

 

14

14.

 

widerumb dem Schönenberg zu. Zwüschen Feür und Liecht, sind die Comandierten, aus dem

 

Tüfenbacher Holz, auch wieder abmarschiert, nachdeme den Verlauf in das Schloss berichtet,

 

und weilen Mhhrn. Kriegs Räthen so gar viel an Ruinierung dieses Stäges gelegen,

 

mich anerboten, den folgenden Tag auch selbsten Hand anzulegen helfen, deswegen

 

befohlen, dass morgens umb 5 Uhren 200 Mann mit gutem Gewehr, Pulfer und Bley

 

versehen, sich parat haltind, und zuerst wohl z'Morgen essind. Ich liesse den 6 Pfünder mit

 

20 Schüssen versechen, auch ausrüsten und marschfertig halten.

 

Donnerstag den 28. Aprill, als mit Hrn Vicario Faessi, Hrn Pfarer, Hr Haubtman Ott und

 

übrigen Officiers, so mitmarschiern müssen, im Morgen Essen begriffen, kam

 

folgende Ordre über Tisch.

 

Die Hhrn. Kriegs Räth, habend Major Werdmüller überlassen, wegen des Finster See Stäges.

 

Es seye eintweder mit wirklicher Abwerfung, aldanderen gut befindender Sicher-

 

stellung zu verfahren, und ersuchen selbigen, mit seiner sorgfältigen Vigilantz

 

fehrner zu continuieren, den 28. Aprilis A° 1712

 

                                                                                Kriegs Secretarius

 

Kraft dieser Ordre hätte man können inhalten, allein es ist  zu weith kommen, und

 

ohne Creditsverlust, nicht mehr verhüthet werden.

 

Deswegen mein Vorhaben , an Hrn. Major und Landvogt Lochmann in Hirtzel überschrieben,

 

und durch den Hrn. Fässi, so uns vor dem Abmarsch ein Predig gehalten, überschikt

 

Hr. Haubtman Ott marschierte, mit den Comandierten, sovil möglich verdekt in

 

Tüfenbach, Hr. Wachtmeister Obrist mit dem 6 Pfünder und 2 Constaffleren folgeten

 

hernach. Ich übergab das Comando, über die Reserve im Kirchhof, dem Hr. Haubtman

 

Hirtzel, und ritte dem Teüfenbach zu, daselbsten die Grenadiers von Otten Compagnie

 

mit 6 Zimmer- und Arbeith Leüthen, zu mir genohmen, und miteinanderen dem Kneüis

 

zugangen, den Leutnant Haab auch mitgenommen, anbey abgeredt und befohlen, dass

 

bey



15

15.

 

bey Leib und Leben keiner ein Schuss oder etwas anderes thun solle ohne Befelch. Sie sollend

 

nun gut Hertz haben. Ich wolle alle Zeit bey ihnen bleiben. Wir giengen miteinanderen

 

in Gottes Namen, die Straass hinunter bis zum Gatter (so ein Flinten Schuss vom

 

Stäg entlegen) daselbst angehalten, und gefunden, dass der Enden nicht genug Holz

 

stande, die Straass zu verfällen, und dasjenige so verhanden und sich gegen der Sihl

 

fallen wurde, auch wider alle Raison de Guerre der Enden wollen arbeiten, und auch gar

 

nichts nüzte.

 

Die Finster Seer kamend hierüber in Harnist, stürmtend und luffend gegen der

 

Höhe, so ob dem Stäg ligt. Weiber und Kinder so der Enden in Güeteren gearbeitet,

 

rüftend umb Hilf, lufend auch nach der Höhe, und tragtend Stein zusammen, weilen

 

aber gemerket, dass kein Wacht auf dem Stäg. (dann wann eine Wacht hette sie Lermen

 

gemacht) und wir doch so nahe dabey, auch die Feind  auf der Höhe uns noch nicht über

 

die Hand gewachsen, deswegen die Resolution gefasset, miteinanderen dem Stäg

 

zugelofen, die Feind hebten auch an laufen, allein wir hatten den Vorsprung, und den

 

Stäg vor ihnen besetzt, und ihr toben und wüeten, war umbsonst. Sie naheten 15

 

bis 20 Schritt gegen dem Stäg, der Leutenant Haab redte mit ihnen als Bekanten,

 

aber sie draüeten ihme. Indessen woltend die Arbeits Leüth, auch eben die Wänd

 

wegschlagen, und die Grenadiers wollten Feür geben. Ich lies keines geschehen, weilen

 

kein Ordre hatte unnützerweis Bluth zu vergiessen. Die Feind vermehrten sich, schlagten

 

an auf uns, mit allerhand Schand Worten, dörften doch nicht Feür geben, weilen sie

 

mit gleicher Müntz wider bezahlt worden. Endlich zoge meine Leüth ab dem Stäg zuruk,

 

liesse die Arbeits Leüth sich also gemach gegen dem Gatter salvieren, aber mit den

 

Grenadiers noch ein wenig angehalten, und gewörtlet, und als es mich genug bedunkt,

 

den

 

 

 

 

16

16.

 

den Stäg mit Manier quittiert, den Hut abgezogen, und früntlich Abscheid genohmen.

 

Hierauf nahmen sie den Stäg widerumb inn, schlugen an Wänden herum, als wann die den

 

Stäg selbsten ruinieren wolten, ruftend allerhand Schmäch Wort nach, draütend uns mit

 

Schiessen. Indessen mit den Grenadiers ihnen allezeit die Fronte gewisen, und Fuss für Fuss

 

defiliert, bey den Tannen , und anderen Bedekungen hin, bis wieder zum Gatter. Als wir

 

daselbst ein wenig angehalten, habend wir gesehen, dass vil Volk von Mentzigen nahen ankommen

 

und alles dem Stäg und dem Tannhöltzli, der Sihl nach zueilet. Deswegen den Haab in Kneüis

 

geschikt die Mannschaft von der Wacht in den oberen Weg zu postieren, und die Zimmerleuth

 

in Tüfenbach, dass Hr. Haubtman Ott mit den Comandierten auch anmarschiere in

 

Kneüis, der Wachtmeister Obrist aber, solle mit dem Canon bis zum Ausgang des Holzes

 

gegen den Kneüis zu anrüken.

 

Es kamend etliche Officiers und Soldaten uns entgegen bis zum Gatter, mit Bericht unser

 

Volk sey verhanden, allein es war Zeith fort aus dem Feür, dann die Feind hatten das Tannen

 

Holtzli, der Sihl nach unvermerkt besezt. Wir marschiertend so vil möglich in zersträu-

 

ung die Strass und den Berg hinauf, als ich nun mit einem Officier von Hirtzels Com-

 

pagnie stillstunde und ein par Wort wollte reden wegen eines Nacht Postens in der

 

Strass, indem schoss einer aus dem Tannhölzli neben uns ins Borth. Hierauf gaben

 

sie von allen Posten aus gemeltem Hölzli Feür auf die Mannschaft, so sich auf der Höhe

 

etwas blos gestelt, schussend Ulrich Egli von Hirzels Compagnie , durch das dike Bein, ein

 

anderen am Leib gestreift, und noch ein par durch die Kleider. Nachdem die Mannschaft

 

im oberen Wäg, nach der Situation postiert worden, habend sie auch angehebt Schiessen

 

gegen dem Feür im Tannen Hölzli. Weil aber allezeit mehr Volk gegen dem Stäg gezogen

 

und uns an Macht übertreffen woltend, ja gar auf unserem Boden herum gelofen,

 

und

 

17

17.

 

und vom Gatter nahen gegen uns gefeüret, deswegen lassen den Canon in Kneüis

 

bringen, um wegen des zuerst angefangnen Schiessens zu revangieren mit

 

dem Canon, weilen wir gegen ihnen schwehren Musqueten, mit unserem leichten

 

Gewehr nicht gewünnen köntend, wol aber mit dem Canon gar schön vom Stäg hinweg

 

zünden. Es kam aber Jkr. Rathshr. Escher mit weiss und blau, etlich Officier, und

 

blauen Reuteren daher, und wurde Halt angekündt.

 

Jkr. Rathsherr in Beysein der Officiers, in den Stuben, im unteren Kneüis versamlet

 

fragte alles von Anfang. Es wurd alles erzehlt. Er hatte aber vermeint den Finster

 

See Stäg auch halb unser, aber der Leutenant Haab sagte nein darzu, thate

 

Meldung von einem Stäg Hölzli, so darzu diene.

 

Jkr. Rathsherr ertheilte Ordre, ich solle trachten, alles zu acquiescieren, und in

 

vorigen Stand zu stellen, bis auf fehrnere Ordre von samte Hhhrn. Kriegsräthen,

 

und wolt Abscheid nemmen: allein ich replicierte, dass der Sach darmit nit geholfen

 

seye, dann der Hostilitet der Anfang gemachet, der Feind in starker Anzahl verhanden,

 

und bey ihnen kein Stillstand angekündt. Sie geben ja continuierlich nach Feür,

 

und was Sie weiter tentieren werden sey unbekandt. Ich verlange dass ein

 

Compagnie im oberen Kneüis anmarschiere, und das Munition in

 

Schönenberg geschikt werde, weilen die Comandierten ihr gehabtes Pulver

 

und Bley meistens werden verschossen haben. Jkr. Ratsherr hat alles promittiert

 

und ritte widerumb gegen dem Schönenberg, etwann eine Stund oder mehrers

 

hernach, ist durch ein blauen Reuther folgende Ordre einkommen.

 

Es wird hiermit Major Werdmüller der Befelch, von Hhrn. Kriegs Räthen aufgetragen,

 

den entstandenen Lermen, wo möglich zu stillen, und fehrneren vorzubiegen.

 

Hingegen den Pass gegen dem Finster See Stäg in Sicherheit zu stellen, und noch gut

 

befinden

 

18

18.

 

befinden sich so zu postieren, das ohne anhebende Feindtäthlichkeit er sicher seyn

 

könne, des fehrneren Vorfallenden, und den Succes schleünig berichten.

 

Actum, den 28. Aprill 1712

 

                                            Kriegs Secretarius

 

Nun were auch an dem, von dem Dessein, und darauf erfolgten Stillstand auch

 

zu reden, was etwann vor Staatsabsichten mit underloffen: Aber umb gleicher Raison

 

willen, solle geschwigen, und nur dies gemeldt werden, dass Mhhrn. Kriegsräth besser

 

gethan hettend, den Stäg lassen Stäg seyn, dann wann er schon ruiniert worden were,

 

so hette man nit viel gewonnen, sonder dennoch ein Wacht im Kneüis müssen halten.

 

Oder werind Sie bey der Resolution geblieben, wir wöllend den Stäg ruiniert

 

wüssen, es koste was es wolle, und mir anvertraut, so hette drey Canonen (daran

 

wir an der Zahl 15 von allerhand Caliber in dem Schloss gehabt) lassen in der

 

Nacht in Kneüis führen, selbige also postiert, dass man die Feind vom Stäg

 

vertrieben, und in Finster See ein Hausbesuchung angestelt, dass sie genöthiget

 

worden, in der folgenden Nacht den Stäg selbsten abzuwerfen, oder zu verbrennen.

 

Oder ein Neutralitet der Enden einzugehen, nach unserem Belieben, und

 

das hätte geheissen, den Meister Stäken zeigen. Sonsten  hab ich auf Hütten

 

wegen dieses Stägs etwas Anstoss gehabt. Ich hatte einem guten Fründ etwas

 

untersagt wegen seines Amts. Er empfand es, und wollte sich revangieren

 

und sagte, mann habe auch allerley geredt, und seye nicht so richtig zugangen

 

bim Finster See Stäg. Er müsste mir alles klar offenbaren. Nachdeme ihme

 

befohlen, weilen er nächsten Tagen, von selbigen zweyen , etwan einen

 

antreffen werde, meinetwegen früntlich grüssen.

 

 

Zwüschen

 

 

19

19.

 

Zwüschen 4 und 5 Uhren kamend etliche Offizier und Diener zu Pferd von

 

Mentzigen nahen, redtend mit der Mannschaft, so rechter Hand des Dorfs in

 

der Matten sich gestelt, rittend endlich gegen dem Stäg, und auf unseren Boden,

 

saumtend sich aber nit lang, sonder wieder zurück gegen der Höhe, so ob dem Stäg

 

ligt, (daselbst hernach ein Schäntzli gebauen worden) hieltend etwan eine

 

1/2 Stund der Enden sich auf, und nachdem, den vorigen Weg, wider geritten.

 

Ich gewahrete hernach, dass bey dem Feind die erste  Hitz vorbey, und dass der

 

Stillstand ihnen villeicht so lieb als den unseren, deswegen den Canon mit

 

den Constäfflern und Zimmerleüthen, wieder in Schönenberg geschikt.

 

Als es anhebte dunkel werden, habe 100 Mann und 12 Grenadiers auf der

 

Wacht behalten, die übrigen aber wider lassen abmarschieren in Schönen-

 

berg, mit Hrn. Haubtman Otten, und ihne ersucht, den Verlauf ins Schloss

 

zu berichten, und wachtbar zu seyn.

 

Sonsten auch vermeint, man hätte ein par Reüther in Kneüis aufen

 

comandieren können, nichts um Staats oder Prachts wegen, sonder

 

umb der Diensten willen, abzuwarthen, und gilt nicht mehr nach dem

 

alten Gesatz, die Reütherey in unserem Landen seye nichts Nüz.

 

In der Nacht gegen 10 Uhren, langte ein Compagnie an, im oberen Kneüis.

 

Ich schikte ein Offizier an Haubtmann mit Gruess, es seyend 5 Nacht Posten

 

zu besezen, mit doppelter Schilt Wacht, nur bis gegen Tag, und wann ich lasse

 

ablösen, könne er die Seinigen auch lassen ablösen, allein der Bescheid

 

war, er hab kein Ordre von Jkr. Landvogt, und Major Schneeberger. Ich wolt

 

 

ein

 

 

 

 

20

20.

 

ein andere Bottschaft schiken, aber es kam Bericht, mann habe sich anderst

 

besinnet, und liess sich entschuldigen, wegen strengen Marsches, und

 

war gut.

 

Freitag den 29. Aprill ist der Leutenant Haab, durch den Fähndrich Scheller

 

abgelöst worden. Es sind auch Leüth kommen zu schauen, wo man gestern geschossen.

 

Samstag den 30. Aprill gegen den Segel und Laubegg geritten, ich traf Hrn. Major

 

Kilchsperger an, so dieselb Wacht visitierte.

 

Es gab allerhand Discursen, unter anderem erzehlte er, dass die Noblessen

 

auf Hütten gar hoch empfinde, dass man sie dahin gelegt, sie habind sich fest ein-

 

gebildet, in Schönenberg gelegt zu werden. Ich gab Bescheid, er soll mich nicht

 

vexieren. Ich wüsste wol dass mein Residenz nicht allezeit im Schönenberg seyn

 

werde. Ich hab die Ordre schon im Sak, mich parat zu halten ins Haupt Lager zu

 

marschieren, und das Comando einem anderen zu überlassen, könne aber

 

nicht penetrieren, wo dis Läger geschlagen werde. Diesen Nachmittag den

 

Fehndrich Scheller widerumb dimittiert zu seiner Compagnie.

 

Sonntag den 1. May, die Wacht im Kneüis dem Leutenant Wunderle, Untervogt zu

 

Meilen übergeben, widerumb in Schönenberg geritten, und ob dem Mittagmahl

 

angetroffen, Herrn Haubtman Hirzel und Hr. Haubtman Meiss. Sie beklagten, dass

 

ihr Bataillon nicht gen Hütten, sonder unter das Corp gen Mettmenstätten gehöre,

 

es seye aber schon an Mgnhhrn. geschrieben worden. Nach dem Essen in Hirtzel geritten,

 

selbige Postierungen zu betrachten, von Hrn. Major Lochman im Pfarr Haus wol

 

tractiert, und wieder in Schönenberg geritten.

 

Montag den 2. May, kam Hr. Major Escher mit Ordre, dass ich die 4 Compagnien

 

auf Hütten müsse ablösen, weilen sie auf Mettmenstetten contramandiert

 

worden

 

 

 

21

21

 

worden. Es seyend 2 Compagnien hierzu comandiert, namlich Hr. Haubtman Zür-

 

cher von Horgen dismahl im dürren Moos, und Hr. Haubtman Schmid von Grüningen,

 

dismahl im Sägel. Es kam mir spanisch vor, dass ich solle mit 2 Compagnien ablösen,

 

und diesen exponierten Posten besetzen. Fragte den Jkr. Major. Er gab Bescheid

 

es seye ein beschlossne Sach, und Mhhrn. Kriegsräthen gäntzliche Meynung: Nur gut

 

ich schikte mein Knecht auf Hütten, um Quartier zu machen ( nach dem Abmarsch

 

der Trouppen ) ritte alsbald ins Schloss, um nähere Information anzuhören.

 

Es war aber niemand verhanden, als Hr. Statthalter und Jkr. Rathsherr. Ich fragte

 

warum ich mit 2 Compagnien müsse 4 Compagnien ablösen, es seye ein

 

abgelegener Posten, und darzu wenig Mannschaft. Mhhrn. gabend den Bescheid, sie

 

könnind die anderen Posten nicht entblössen, man wolle schon ein wachtbar Aug auf

 

uns haben. Ich begehrte man solle des Schmids Compagnie, (weilen sie der Red nach

 

schwach an Manschaft) im Sägel postiert lassen, under dem Comando ab Hütten

 

und hingegen ein andere, neben des Zürichers Compagnie auf Hütten lassen

 

marschieren.

 

Hierüber wurde raisoniert? Wann Hütten mit 2 Compagnien besezt, achte

 

man unnöthig den Sägel auch zu besetzen, man wolle nicht bey jedem Baurenhaus

 

im Berg oben ein Schiltwacht stellen. Es seye schon ein Wacht im Kneüis, und

 

habend den Schönenberg an der Hand? Ist alles gut gemeint. Nachdem ein gut

 

Abendessen genossen, wollte recta auf Hütten zu reithen, aber es fiehl Bericht,

 

die 4 Compagnien werdent erst am Morgen den Fläken raümen, derwegen in

 

Schönenberg geritten, den Haubtman Züricher mit seiner Compagnie angetrofen,

 

so den Enden, einquartiert worden. In währendem Nachtessen ist Bericht kommen

 

von Hütten, dass meine Knecht von Spions angesehen, und in Arrest gelegt worden.

 

Dienstag

 

 

22

22.

 

Dienstag den 3. May, morgens früh sahend wir den Schneebergischen Bataillon,

 

nach der Spitzen hin defilieren, und marschierte der Züricher mit seiner Compagnie

 

auf Hütten zu. Ich folgte auch nach, und als ich in Sägel kommen, war des Schmids

 

Compagnie, laut Berichts, gar früeh auf Hütten abgeführt worden.

 

Auf Hütten, in des Heinrich Bären Haus, habe den Jkr. Major Escher angetroffen,

 

so mit Einquartierung der beyden Compagnien beschäftiget gewesen. Nachdem

 

alles einlogiert, gieng er mit mir ins Bergli, zeigte mir den Posten, und die Wacht

 

daselbsten, mit verdeuten, dass wir an diesem Orth die grösste Gefahr habind, dann über

 

die Sihl werde der Feind nicht einbrechen. Jetzunder habind wir noch ein Posten,

 

namlich den Hütterstäg, hiermit übrig gnug an 2 Compagnien, diese Posten

 

zu verwahren. Ich replicierte, mir seye nichts mehr daran gelegen, eine

 

oder 2 Compagnien, wann mir der Posten eingeräumt, so stell ich die Wachten

 

bey Tag und Nacht, nach proportion der Manschaft, und nicht nach den Compagnien.

 

Wir spazierten über die Höhe hin, widerumb gegen Hütten. Ich thate ein Anzug, dessen

 

so bey dem Einfahl A° 1656 passierte, und man sich auf Hütten, wol vorzusehen, allein

 

er wolte behaubten, es seye damahlen nicht so vil Volk der Enden gelegen, als wie

 

dismalen, es seye Winther gewesen. Wie giengend widerumb ins Quartier

 

(weilen mir der Hütter Stäg sonsten bekant) hattend ein magere Mahlzeith, und

 

darmit adieu.

 

Nachdem Jkr. Major verreiset, gienge alsbald widerumb dem Bergli zu, um zu

 

vernemen, von dem Feldschärer Rossi Mund? Warumb er und nicht ein Oberofficier

 

habe abgelöst, und wie alles hargangen, auch wie stark die alte Wacht gewesen.

 

Er gab guten Bericht.

 

Zweytens gewahrete , dass die Haüser im Bergli, in welchen die Wacht Stuben

 

nur

 

23

23.

 

nur ein Pistolen Schuss von der Landmarch entlägen, item das die Einwohner da

 

sitzend mit Feür und Liecht, wie in vollem Frieden. Dass derjenige, so diese Wacht

 

angelegt, den Feind verachte, oder etwann den Krieg dahin verstehe, auf diesem Platz

 

ein Massacre anzurichten, und müssind diese Leüth sampt der Wacht der Lokvogel

 

seyn. Vermeinte auch dass die Majors und Capitains so vor mir auf dem Bergli

 

gewesen, und gedienet, es hätten merken sollen. Es möcht aber einer sagen, du redtst

 

nach dem Fahl, er habe aber nur gedult und dis Exempel zum Unterricht, der alte

 

Mistebüehler hat sich mit Noth mögen salvieren über die Sihl gen Hütten? Warum

 

ist er ab dem Mistebühel geflohen, und ist doch unser Land, darum? Weilen auf

 

dem Mistebühel kein Wacht angeordnet worden? Wohin hat er sich begeben, Antwort,

 

aufs Bergli zu seiner Tochter? Warum, weilen ein Wacht damahls ein Baumstarke

 

auf dem Bergli, so nicht allein diesen Mann, sonder die Baumwullen Spinnerey,

 

so anfangs geflöchnet und geflohen sind, widerum herzu gelockt.

 

Drittens gewahrete, dass die Schweitzer in der Löli Mülli, obgleich die Haüser

 

und Situation besser als auf dem Bergli, kein Wacht, sonder von der Landmarch

 

hinweg in dem oberen Haus, auf dem Bühel, ihre Hauptwacht angelegt. Item

 

dass die Comandanten auf der Bellen, die Schilt Wachten nicht so nahe an die Land-

 

March stellend, als wie dennen auf Hütten befohlen worden.

 

Viertens gienge dem Schafrey nach auf der Höhe, und gewahrte dass die Blegi und selbiges

 

Ländli dem Comando auf Hütten, hette sollen einverleibt werden, ja wann mann hätte

 

wollen? Und gefunden, dass bey dieser Conjunctur auf Hütten, nicht bessers seye als

 

vigilare, orare et laborare.  Es werde dann nicht lehr abgehen, sie mögen kommen oder

 

nicht. Es ist zwahr alle Nacht ein Corporal oder Gefreyter, mit 8 oder 10 Mann

 

in

 

 

 

24

24.

 

in das Haus zur Blegi kommen, dis aber hat dennen auf Hütten, weder kalt noch warm

 

geben und am Wachen kein Mann erspart.

 

Nachdem gieng auf den Hütter Stäg, unterwegs beyde Haubtleüth angetroffen, so auch

 

recognosciert, und sorgfältig raisoniert, und widerum ins Quartier. Ich liesse die

 

Mannschaft abzehlen, aus beyden Compagnie-Rödlen und vergleichen, dass alle Tag

 

70 bis 80 Mann, sollend auf die Posten ziehen, bis was anders gibt. Ich hab sie

 

auch vermahnet, fleissig in der Nacht zu wachen, hingegen unter Tag zu schlafen,

 

dann an disem fleissigen oder unfleissigen Wachen, hange unser allen

 

Ehr Leib und Leben, ich wolle selber auch wachbar seyn, und Sorg vor sie tragen

 

helfen, desswegen auch ein Retirade abgeredt, wie wir uns wöllend ver-

 

halten, bey einem nächtlichen Überfahl, sampt einem Sammelplatz, nemlich

 

auf der Auw und im Sägel, allwo wir uns wehren könnend, bis auf

 

Succurs von der Laubegg oder dem Schönenberg nahen. Und soll im Feld

 

das Windliecht ein Zeichen seyn, wo ich anzutreffen, jedoch nicht offenbar

 

machen, bis zum Nothfahl, zu dem End mich resolviert, bey beyden Haubt-

 

leüthen, in einem Haus beysammen zu verbleiben.

 

Diese Nacht mit Haubtman Zürcher zu Nacht gespiesen, und hat der

 

Schulmeister sein Vatter, so kräftig gebättet, dass befohlen er müsse

 

fürohin in der Hütten Kirchen, täglich ein Gebätt verrichten. Diese Nacht

 

wurd in allen Quartieren gewachet.

 

Mittwoch den 4. May, die Straüe, aus der Kirch getan, so die 4. Compagnie

 

hinterlassen. Nachdem alles gebuzt worden, liesse man einlaüten,

 

giengend mit Fahnen, Ober und Untergewehr, in die Kirchen. Es wurd gesungen

 

der

 

 

25

25

 

der 1. Psalmen, geläsen den 24., 91. und 125. Psalm: und gebättet nach

 

des Schulmeisters Gutdünken, und zuletst gesungen der 20.Psalm. Es ist

 

zu wüssen,dass ein Einfahl auf Hütten A° 1656, Kirchen verbrandt, aber

 

A° 1668 diese erbauen , und widerumb mit 2. neuen Gloggen versehen

 

worden. Auf der Grösseren stehet: Im Umkreis, vor allem Leid und Überfahl

 

o Gott bewahr den Berg und Thal. Hr. Jacob Grob Pfarer und Joh. Georg

 

Werdmüller Landvogt. Auf dies und andere Motiven, habe mich resolviert

 

bey diesem Krieg das Dörfli Hütten, und umliegendes Ländli so vil möglich mit

 

Gottes Beystand zu defendieren, und den Anfang machen wollen mit  ver

 

wahrung des Hütterstägs, derwegen Mhhrn. Statthalter berichtet, weilen der

 

Feind wegen gehabter Müh, bim Finster See Stäg, möchte Represalien brauchen,

 

unsere Wacht daselbsten, bey grosser Sihl und Getös unversehens über-

 

fallen.  Es ist aber desswegen folgende Ordre eingelangt.

 

Dieweilen der Hinterstäg, auf beyden Seithen auf Mghrn. Landschaft ligt, und

 

der Wäg über denselbigen täglich ja stündlich gebraucht wird, als finden Mhrn.

 

Kriegsräth sehr bedenklich, selbigen verhauwen, oder mit Holz verlegen zu lassen,

 

stellen deswegen ihme anheim, ob solcher nicht vermittelst eines Schlagbaums mit

 

Schweinsfäderen vor einmahl sicher zu machen wäre, und erwarthen hierüber.

 

Actum den 4. Mey 1712

 

                                                              Kriegs Secretarius

 

Als habe den Zimmermann Feld Hanssen Sohn ins Schloss geschikt, Mhrn. mündtlich zu

 

berichten. Es ist aber zu wüssen, dass die Höf jenseiths der Sihl, als Kuehn, Mistebühl,

 

Öerischwand, Schoenau, Heiten, und Schmitten anfangs der Ruptur, von den Schweitzeren

 

 

ausgeplünderet

 

 

26

26.

 

Ausgeplünderet, und von den Unsrigen abandoniert worden, hiermit als das

 

Feinds Land zu considerieren, ergo nicht täglich oder stündtlich gebraucht wird.

 

Als habe den Stäg (ist eine schöne gedekte Brugg) gegen des Feins Land, mit gwätnen

 

Hölzeren verlegt, und die Wänd schutzfrey gemacht, dass man sich wehren könte.

 

Als in einem Blokhaus auch angeordnet, dass morgens umb 5 Uhren, nach Beschaffen

 

heit der Zeit der Stäg geöfnet, Abends gegen 7 Uhren, auch widerumb beschlossen werde.

 

Von der Wacht daselbsten, und also die Einwohner, so auf Hütten, und der Enden

 

geflöchnet, nach dem sie sich bisweilen anmelden müssen, pass und repassieren

 

können.

 

Donnerstag den 5. Mey, war Auffarthsfest. Es klagtend etliche von des Schmidts Com-

 

pagnie, über Heinrich Huser ab Schönau, wegen Bescheltung, den Huser in Arrest gelegt,

 

hernachen die Sach wieder vertüschen und vergleichen wollen, in Praesenz aller Officiers,

 

allein die Schmidischen hatten den Fehler hoch aufgemünzt, deswegen den Huser  ins Schloss

 

geschikt? Hr. Pfarer aus dem Schönenberg ist mit Hr. Haubtman Ott auf Hütten kommen,

 

den Gottesdienst zu halten, nachdem, mit Hr. Haubtman Züricher, und seinen Officiers

 

zu Mittag gespiesen. Es wurd auch von militarischen Sachen discuriert und Hr. Haubtman

 

Ott ersucht, seiner Wacht im Kneüis zu befehlen, dass wann ein Einfahl von Finster See

 

Stäg nahen geschehen wurde, solle sie mit Schiessen lermen machen, und sich über den

 

oberen Kneüis nach der Sägel Höhe hin retirieren, daselbst anhalten, und achtung

 

geben, welcher Weg der Feind marschiere? Wann aber ein aufs Bergli und Hütten

 

geschehen wurde, ob er aber auf Kneüis und Hütten zugleich einfallen wurde, so söllind

 

sie gleichfahls dem Sägel zulaufen, ich woll ihnen dann schon befehlen, was sie thun

 

müssind, dann wann ihr ab Hütten verjagt werdend, so fliehend wir zuerst in Sägel.

 

Werend uns daselbsten, so viel als möglich, und wann in der Zeit über Pöschen und

 

Haueten

 

27

27.

 

Haueten, oder über Laubegg aus den underen Quartiern, niemand zu Hülf komt

 

in Sägel, und wir widerumb fliehen müssend, so kommend wir auch in Schönenberg,

 

und darbey solte es verbleiben.

 

Freitag den 6. Mey, wurd am Stäg gearbeitet, und Holtz gesucht, bey den Bauren

 

Haüseren herum zu Palisaden, item den Wachtmeister Kaufman aus dem Schönen-

 

berg lassen kommen, mit dem Falconet, 2 Dopelhägen und 2 Constaffleren . Es habend

 

auch etliche von des Zürchers Compagnie, ihre schweren Musqueten von Haus beschikt. Auf

 

den Abend mit den Constafleren und Zimmerleüthen, auf der Auw zwüschen dem Sägel

 

und Hütter Kirchen, eine Linien von 70 Klafteren, mit einer halben Redouten abge-

 

mässen, allein weilen dem Bauren in der Haueten, den Kornaker nicht gerne

 

verwüstet, benebens kein Ordre und dass im Nothfahl diese Linien villeicht nicht

 

consideriert wurde, das Graben unterlassen.

 

NB: Es hat A° 1668, die neue Kirch, auf diese Gegne sollen gebauen werden.

 

Samstag den 7. Mey, wollte nach Mittag ins Theilers Haus ein wenig schlafen. Indem

 

kam der Waibel Bachofen dahar, mit des Örisschwanders 2 Söhnen, armiert mit

 

langen Pistolen. Der Waibel verdeütet, es seye ihme von der Generalitet befohlen

 

worden, mit disen guten Leüthten auf Örischwand, und der Enden zu gehen, den Augenschein

 

einnehmen, und die Schweitzer auf dem Rossberg frägen? Warum sie sich erfrächind

 

in unserem Land zu plünderen. Ich soll ihme Mannschaft geben, zu seiner Beschüzung.

 

Ich fragte ihn, ob er ein schriftliche Ordre, sagte nein? Ob er dann ein Brief oder Pass

 

habe, an den Comandanten auf dem Rossberg, sagt nein. Ich befahl ihme, er solle ins

 

Quartier gehen, zu beyden Haubtleüthen, und ihnen selber der Generalitet Befehl

 

eröffnen, was Lust und Liebe habe, mit ihme auf den Rossberg, möge wohl leiden,

 

ich ertheil deswegen kein Comando; Er sagte wann ich nit befehlen werde, so gang

 

niemand

 

 

28

28.

 

niemand mit. Antwort? Wann niemand gehen wolle, soll er widerumb ins Schloss, und

 

berichten, wie es auf Hütten so liederlich bestelt. Er sagt endlich sähe wohl, er müss

 

allein gehen. Ich sagte, es seye am Besten, wans doch seyn müsse und noch vil besser wäre es,

 

wann er anstatt Pistolen, im Gürtel ein Brief an den Comandanten auf Rossberg hätte.

 

Sie marschierten alle 3 gegen dem Stäg. Ich gieng ihnen auch nach, und müsstend sie

 

die Pistolen, so dem Leutenant Haab zugehörend, bey der Wacht in Verwahrung legen,

 

und hierauf ihre Comission verzichten, so auch glücklich abgeloffen.

 

NB. Als den 22. Aprill, die Bauren ob Örischwand, sich im Schloss beklagt, dass die Schweitzer

 

angehebt plünderen, Öfen und Fenster einschlagen, Heu und Stroh wegtragen, des Örisch-

 

wanders Tochter gefangen, und nach den anderen Feür geben, und mit Thränen Hilf

 

und Rath gesucht. Wurde Jkr. Major Escher, nebendt Hr. Rittmeiser Eschman beorderet, bey

 

den Schweitzeren nach zu fragen, um eben dasjenige, was dismahlen, dem Waibel

 

befohlen worden. Desswegen vermeint, man diesen Augenschein und Nachfrag können

 

unterwegen lassen, oder ohn masgeblich, durch einen Tambour bey der feindlichen

 

Generalitet anklopfen und fragen? Wer ihnen jus armorum in die Hand geben.

 

Wans aber villeicht ein Stratagema gewesen, uns zu probieren, so hette unsere

 

Generalitet beyliegendes recomandations Schreiben, noch einmahl im Kriegs

 

Protocol überläsen können.

 

Dieweilen Heinrich Huser ab Hütten sich zu entschuldigen vermeint. Er habe wider

 

Hr. Hauptman Schmid und seine unterhabenden Soldaten, weder mit Schmähen

 

noch Schänden sich übersehen, sonder nur papistische Weiber, in des Mistelbühlers

 

Haus plündern wollen, und man dem selbigen, die zwey zu Hülf begehrten Soldaten,

 

nicht abfolgen lassen wollen, gesagt: Sie seyen schlechte Huther. Cvev?: und seye vor den

 

pabistischen

 

29

29.

 

pabistischen Kätzern S.V. niemand mehr sicher. Als habend die Hhrn. Kriegs Räth erkent,

 

falls die Sach sich also verhaltet, bey den Officieren gemelten Compagnie ein Abbitt zu

 

thun, so er aber fehrners verfehlt hätte, mit Auflegung 4 Musqueten abgestraft

 

werden. Actum 6. Mey 1712

                                                                                   Kriegs Secretarius

 

NB. Mit dem Huser abgemacht und folgenden Sentenz vorgesprochen. Er soll ins-

 

könftig Officiers und Soldaten ungeschimpft lassen, nicht mehr liegen (lügen), sich treu und

 

redlich halten, und nicht zuvil über die Sihl wandlen, dannn wann ich das Geringste

 

merke, er verstand mich wol, wie ichs vermeine, so lass ich ihn ohne alle Gnad

 

über ein Haufen schiessen, aber dismahl könne er im Friden seines Wegs gehen.

 

Sonntag den 8. Mey, Morgens früh über die Höhe hin, gegen dem Bergli spaziert. Ich

 

sahe, einen Spion stehen, in dem Höltzli an der Sihl unden, so vom Aplisberg nahen

 

dahin geschlichen seyn mus, deswegen in währender Predig ein bey Wacht ins Ryfen

 

Haus angeordnet. Die übrigen aber gingend mit Ober und Untergewehr, in die Kirchen,

 

sonsten diesen Morgen etlichen Officiers und Soldaten erlaubt, nach der Bellen,

 

Sternen, und Richtenschwyl zu gehen, allein sie brachtend folgenen Kram mit sich

 

zurük; sie müssend an disen Orthen nicht so streng wachen, wir seyind den 6.

 

auf Hütten, und seye alle Mannschaft schon 2 mahl auf der Wacht gewesen, ohne die

 

Piquet und Patroullieren, gegen dem Langmoos und Kneüis, ja es kam aufs

 

Tapet, es müsse eine gantze Compagnie ihres Haubtmans entgelten, nachdem

 

er fürnehm oder schlecht. Ich hab sie aufgemuntert, die anderen werden auch ihre

 

Plag haben, wir wollen weiters unser Bestes thun.

 

Montag den 9. Mey ist Hr. Statthalter, Jkr. Rathshr. Hr. Obristleutenant Werdmüller

 

Hr. Major Lochman, zu unserem Quartier kommen. Es wurd verdeütet, dass auf

 

dem

 

30

30.

 

dem Bergli müsse eine Redoute gebauen werden. Nach dem Mhhrn. ein Trunk beliebt,

 

und mit etlich Officieren gesprochen, habend die 2 Letsteren Abscheid genommen,

 

und gegen den Schönenberg geritten. Hr. Statthalter befahle mir, ich solle Mitreithen

 

ufs Bergli, sie wöllend mir den Platz weisen. Als wir nun bim alten Scheürli,

 

auf der Höhe ankommen, gedachte, jetz ist Zeith zu sprechen. Tit: Hier bau ich nicht, sonder

 

wann ich Meister, würde diese Haüser abandonieren, der Posten ist nichts Nutz, und

 

unmöglich zu behaubten, bey dismaliger Beschaffenheit. Hr. Statthalter sagt, es seye

 

unser Teritorium, und könind darauf bauen, und machen was wir wöllend.

 

Antwort: Dismalen ist Krieg, und ist so lang unser, bis uns der Feind wegjagt.

 

Auf diesem Hügel, will ich den Feinden weder zur Ausbeüth noch zum Gelächter

 

werden. Jkr. Rathshr. versetzte, es seye Mghhrn. einhellige Meinung gewesen. Ich

 

wils auch nicht verwerfen, vill Köpf, vill Sinn, aber auf diesem Platz soll von mir

 

nichts abgezeichnet werden.  Nachdem widerum zuruk geritten, und wurd

 

beliebt, die Höhe ob des Ryfen Haus, aber es ward nur ersinnet, weilen altera-

 

tion vermerkte, Dilation zu bekommen, und dass ich mit Ehren Mhhrn. könne ledig

 

werden, dann man hätte der Enden die besten Güeter in Hütten verderbt, grosse

 

Kösten verursacht, so zu Bedekung des Lands, auch Conservation meiner Mannschaft

 

und des Dörfleins eben so vil genuzt, als wann man auf dem Bergli geschantzet

 

hette. Ich begleitetete Mhhrn. bis zum Sternen, die angelegte Schanz, und Arbeiten

 

zu betrachten, und bim Abscheid Milderung verspührt.

 

Dienstag den 10. Mey, Morgens anheben Fachinen zu machen, in der Sägel-

 

matten, und auch in des Ryfen Matten, selbigem Haag nach, jedoch mit

 

zimlichen Murren der Bauren. Die Zimmer Leüth machtend Pallisaden

 

nahe

 

 

31

31.

nahe Mittag kam folgende Ordre.

 

Aus Befelch Mhhrn. Statthalter Meyers, und  übrigen Hhrn Kriegs Räthen des Wäden-

 

schweiler Quartiers, wird Major Werdmüller hiemit errinneret, die auf dem

 

sogenannten Bergli gut befundene Redoute, in den nothwendigen Defensions-

 

stand zu richten, wie er solches am besten befindt? Das Orth aber, ob nemlich

 

ermelte Redoute, auf dem hinteren oder vorderen Hügel zu verfertigen seye.

 

Item Weis und Moos, wie damit zu verfahren , wird ihme überlassen,

 

und soll morgens früh GG: darmit der Anfang gemacht werden.

 

Actum Zinstag den 10. Mey 1712

 

                                                                Im Schloss Wädenschweil

 

Mittwochen den 11. Mey, umb Schantzen Geschirr lassen anhalten, mann liesse

 

abfolgen laut Zedel. Es werdent auf Hütten geschikt, 6 Bikel, 6 Hauwen, und

 

zwo Aegsen, Körb, Schlegel, und Stössel, sind keine verhanden, das übrige so an

 

Schauflen. Mehrers von nöthen seyn möchte, soll dem Sager Bodmer daselbsten

 

obliegen, von der Baursamme selbiges Orths anzuschaffen.

 

Wädenschweil den 11. Mey A° 1712

 

                                                                        Kriegs Secretarius

 

Donnerstag den 12. Mey, bei Mhhrn Statthalter und übrigen Hrn. Kriegs Räthen,

 

angehalten, umb eine Bedekung der Arbeitheren, bis und so lang, dass wir

 

auf Hütten in Defensions Stand gesetzet, etwan 8 oder 10 Fusilier von

 

jeder Compagnie, und mit Officiers versehen, auch alle Abend durch andere

 

abgelöst werden. Es kam aber folgende Ordre und Erkantnus.

 

Aus Erkantnus der Hhrn. Kriegs Räthen, wird Major Werdmüller hiemit ersucht,

 

mit der Arbeith an bewusster Redoute, fürderlich den Anfang zu machen.

 

Die

 

32

 

32.

Die darzu nöthigen Pallisaden mit Willen zur Hand zu bringen, und die

 

anschaffen, vertrösten, dass ihnen von Mghhrn. mit anderem Holz begegnet werde;

 

was aber die Bedekung der Arbeitheren anbelangen thut, achten höchgedachte

 

Hrn. Kriegs Räth, für einmahl gnugsam seyn, so er Major, sein unterhabendes

 

Volk zusammen zeühen wurde, da man dann im Übrigen von den benachbarten

 

Compagnien, ein wachsames Aug auf ihne haben, und auf den begebenden

 

Nothfahl beyhülf leisten wurde. Wädenschweil den 12. Mey 1712

 

                                                                     Kriegs Secretarius.

 

Ob man gleich dise Assistenz und Bedekung unnöthig gefunden, und mich

 

allein auf des Zürchers und Schmids Compagnie gewiesen, so ist doch ganz

 

gewüss? Wann ich aus blindem Gehorsam, auf dem Bergli hette anfangen

 

grüblen und schantzen wollen, auch hierüber von den Feinden angegriffen, die

 

Wacht samt den Schäntzeren verjagt (wil von armen Einwohneren nicht reden) so

 

hettend uns erstlich, die auf der Bellen und Fälmis kein Hülf geleistet, dann

 

über die Blegi hättends nicht können kommen, über Pöschen und Laubegg wärend sie

 

zu spat kommen, und welcher Mann hette auf der Bellen herum, des Meinrad

 

Theilers Haus angreifen dörfen, eine Diversion zu machen.

 

Zweitens, wann wir aber theils niedergemacht, theils gefangen, der Überrest, weiss

 

nicht wohin geflohen, hierauf Hütten eroberet, und der Haupt Posten im Sägel, ohne

 

Fehl vom Feind besezt worden! Wer hätte müssen daran Schuld seyn. Es hättend Mhhrn.

 

Kriegs Räthe nach dem Fahl, dasjenige nicht bestätet, so vor dem Fahl genugsam

 

erachtet worden, sonder mich, wann ich mit dem Leben davon kommen, zu Verant-

 

wortung gezogen. Die Hrn.Officiers um die Bellen und der Enden hettend gesprochen,

 

sie

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33.

 

sie habind mit Schmerzen müssen zuschauen. In anderen Quartieren, hätte man

 

gesprochen, wir habend in Flanderen gedient und gesehen Linien und Redoute machen

 

aber allezeit eine Bedekung von Cavallerie und Infanterie, und ein Obrist darbey.

 

Drittens ist noch zu observieren, dass man die 2 Compagnien ohne Assistenz nicht wol

 

aufs Bergli gebracht hätte zum Schantzen. Ich rede aber nicht zu Ihrem Despect, sonder ich habs

 

nicht dahin geführt, bis auf nähere Ordre, oder dass eine Bedekung 200 Mann stark auf dem

 

Platz erschienen. Bey der gleichen Arbeit heisset es conjunctis viribus und abgewechslet.

 

Freitag den 13. Mey, war ein Nebel, deswegen unsere Faschinen und Pallisaden

 

können an Orth und Enden zusammen tragen, dass die Feind auf dem Rossberg unser

 

Vorhaben nicht gesehen. Gegen Mittag habe mit den Constafleren und Zimmerleüthen,

 

ob des Ryfen Haus abgemässen, als wan ich der Enden bauen wolle. Nachdem giengen

 

wir zum Mittagessen, in der Stund lufind 40 bis 50 Mann von dem Rossberg nahen

 

auf die Hütten und Schmitten hinunter, visitierten die Haüser, und schussend nach

 

unserer Wacht auf dem Stäg, und in der Strass. Wir lufend auch ins Gewehr,

 

gabend von der Höhe, und aus dem Gebüsch bey dem Brunnen an der Strass, mit dem

 

Falconet, Doppelhaagen, und den schweren Musqueten, so gut Feür under sie, dass

 

sie sich widerumb auf die Höhe von Örischwand retiriert, und zwey plessierte nach-

 

geschlept habend. Während dem Mittag Essen kam folgende Ordre.

 

Aus Befehl der Hrn. Kriegs Räten, wird Major Werdmüller ersucht, diesen Mittag

 

umb 3 1/2 Uhren, anharo nacher Wädenschweil zu begeben, Hr Hauptman Schmid

 

von Grüningen anzeigen, dass er auf bemelte Zeith auch allhier seye, inzwischen aber

 

wird er, Major das Comando, bis auf sein Zurukkonft , dem Hr. Hauptman Zürcher

 

übergeben und überlassen. Actum Wädenschweil den 13. Meyen 1712

 

                                                                                        Kriegs Secretarius

 

 

Deme

 

34

34.

 

Deme zufolg im Schloss erschienen, und die Ehr gehabt, unsere hohe Generalitet

 

Kriegsräth, See Officiers, Majors und Capitains vom Wädenschweiler Corps bey-

 

sammen zu sehen, auch mit und neben Hrn. Haubtman Hüny von Horgen, und Hr. Hbt.

 

Schmid von Grüningen, den Eyd der Verschwigenheit zu praestieren. Es sollend aber

 

hochgedachte Herren, diesen Eid vor unserer Ankunft auch geleistet haben. Nachdem

 

wurd mir eröffnet, die Ordre, so an Hrn. General Bodmer ergangen, wegen

 

Wyl und alten Landschaft. Weilen es hiermit wolt ernst gelten, habe den 6 Pfünder

 

begehrt, so auf Schönenberg und disen Abend lassen auf Hütten abführen. Zwüschen

 

3 und 4 Uhren, schlug das Wetter in den grossen Weidstok, und Gaterstud, nicht

 

weit von der Hütter Kirchen, so man gegen dem langen Moos gehet. In dieser Geg-

 

ne ist A° 1656 die Conjunction der Länderen geschehen, und diesen Streich, an

 

diesem Tag, nicht ohne Bedeutung gewesen, sonder als eine Mahnung consideriert.

 

Samstag den 14. Mey, nachdem alles wohl erwogen, was bis dahin passiert, wie es

 

mit uns gemeint, und dem Dörfli Hütten beschaffen, wegen der Comunication

 

mit dem Sägel, und Schönenberg, auch was uns ohne Fehl zu erwarten stehet, bey

 

einem Überfahl. Als habe die Höhe ob dem Dörfli erwehlt zu fortificieren,

 

darmit. Daselbsten abgezeichnet, und einen grossen Stein lassen legen, in

 

das Egg gegen dem Sägel, mit Seüfzen, dass kein Plag, zu unser Hütte sich nahe.

 

Diesere Nacht fleissig patroulliert, hattend schon besseren Muth, weilen wir

 

einen Canon auf dem Platz.

 

Sonntag den 15. Mey, ware das heilige Pfingstfest, es wurde beyde Tag, in der Hütter

 

Kirch comuniciert, es ist alles ruhig abgeloffen, aber beynebendts fleissig gewa-

 

chet worden.

 

Dienstag

 

 

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35.

 

Dienstag den 17. Mey, mit der Schantzarbeit fortgefahren, ich übergab die Schreiberey

 

dem Hrn Kaufman.  Es wurd jedem Arbeiter täglich 6 S bezahlt. Es gieng alles wol von

 

statten, weilen die Situation gut, und den Besitzeren kein sonderlicher Schaden

 

widerfahren.

 

Donnerstag den 19. Mey, ist Hr. Statthalter und Jkr. Rathsher, auf Hütten kommen, beschau-

 

tend den Posten und Arbeit, fragtend, warum ich nit auf dem forderen Hügel anheben

 

bauen. Ich remonstrierte die Ursachen, den Nuzen und Gebrauch dieses Fort.

 

Deswegen bim Abscheid gelautet, als wann Mhhrn. ein gnädig Vergnügen, und befohlen

 

mit der Arbeit zu continuieren. Jedoch ist Jkr. Major Escher gegen Abend auch kommen,

 

auf den Augenschein, und mit Satisfaction wider Abscheid genommen.

 

Freitag den 20. Mey, war ein schöner Tag zum Arbeiten, aber in der Nacht folgte ein

 

schlimmer Lermen im Bergli. Es kam Bericht, zwüschen 10 und 11 Uhren, dass die Feind

 

vom Aplisberg nahen sich gelegt, zwüschen die Kriesbaüm, in der Matten, bey der Land-

 

March, auch vermerkt das Volk in dem Baumgarten und Gestraüch, vor des Leysis Haüsli über.

 

Nachdem unsere Leüth postiert, und die Wacht im Bergli verstärkt, habe gesehen das Feind

 

verhanden und gesorget, er werde wollen auf uns anlaufen, und die Wacht verjagen.

 

Desswegen an Hrn. Haubtman Meyer ins Tanners Haus entbotten, dass sobald Lermen

 

im Bergli, soll er mit seiner Compagnie dem Sägel zu eilen, und selbigen Posten

 

einnehmen, zuvor aber die nechsten Haubtleüth und Comandanten berichten, dass

 

sie sich parat haltind und die Luken ersetzind. Er solle sich aber im Fahl von keiner anderen

 

Ordre lassen abwendig machen, ich wolle alles verantworten. Er schikte mir ein Officier, dass

 

er der Ordre wolle nachkommen, und sey alles marschfertig. Es sind aber die Feind gegen Tag

 

uns widerumb aus den Augen  kommen und Gott sey Dank, uns nicht überfallen. Unsere

 

Leüth habend sonst bey disem Anlaas, ein gut Prob ihrer Gehorsame und  Treue abgelegt

 

und durch dis Mittel villeicht das Unglük verwehrt.

Samstag

 

 

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36. 

Samstag den 21. Mey, ist folgender Bericht eingelangt, dieweilen Nachricht eingeloffen, dass

 

an der Reüss, aus gross und kleinem Geschütz, ein stark Schiessen gehört werde. Als habend

 

die Hhrn. Kriegs Räth nothwendig seyn erachtet, die Hrn. Haubtleüth auf allen Posten, ernst-

 

lich zu erinneren, dass sie allert, und auf guter Hut stehind, darmit sie auf allen Fahl

 

parat seyind, dem Feind widerstand zu thun, welches Major Werdmüller, auf seinem

 

anvertrauten Posten auf Hütten, ohne Verzug zu bewerkstelligen, und den übrigen

 

allda sich befindenden Hrn. Officiers zu notificieren überlassen wird.

 

Wädenschweil den 21. Mey 1712

 

                                                                                               Kriegs Secretarius.

 

Sonntag den 22. Mey, ist nichts passiert, als dass uns an der Schantz, durch den starken

 

Regen, ziemlich vil ruiniert worden, auf den Abend, wurd berichtet, dass sich die Stätt Wyl

 

und Mellingen, durch Accord an beyde hochlöbl. Ständ Zürich und Bern ergäben.

 

Dienstags den 24. Mey, kam folgende Ordre, dieweilen die Hhrn. Kriegs Räth, wegen glüklicher

 

Einnahm der Stätten Wyl und Mellingen, heüt umb 3 Uhren nach Mittag, Freüden Schüss

 

thun zu lassen willens sind, dergestalten, dass allhier zu Wädenschweil, mit dem

 

groben Geschütz, folgends auf den Schiffen zu Stäfen, und Richtenschweil mit

 

Canons und Doppelhägen, und von dannen ab den Postierungen, auf der Stern

 

Schantz, Bellen, Hütten, Schöneberg und Hirzel, mit den Stuken, der Anfang

 

gemacht, hernach aus dem kleinen Geschoss, gleicher Ordnung nach ein dreyfaches

 

Salve gegeben auf den Schiffen damit angefangen, von einer Postierung

 

zu der anderen Continuiert, und dannethin der Actus, mit einer anderen

 

Losbrennung der Stuken obbedeutetenem Methodo gemäss beschlossen werden

 

solle, als wird da und zugleich den Befehl ertheilen, dass nach vollendetem

 

Feür den Schüssen, weder aus Stuken, noch kleinem Geschoss, weiters nach

 

geschossen werde. Wädensweil, den 24, Mey 1712               Kriegs Secretarius

 

Diesen

 

37

37.

 

Diesen Tag wurd wieder alles repariert an der Schantz, so durch den Rägen

 

ruiniert worden, die Batterie gegen dem Hütterboden wurd verfertiget mit

 

Versprechen nach dem Freüdenschiessen, ein Fass Wein zu spendieren, und unsere

 

Artillerie in die Schantz gebracht, den Leutenant Zürcher schikte mit 50 Mann ins

 

Ryfen Haus, die Wacht im Bergli zu unterstützen, die beyden Haubtleüth, mit

 

übriger Mannschaft, fliegenden Fahnen und mit klingendem Spihl, kamend auf die

 

Schanz und habend den Ordre gemäss Freud geschossen.

 

Donnerstag den 26. Mey war Fronleichnams Fest, (so wir übel ersorget) und gar schön

 

Wetter. Gegen 10 Uhr kamend mehr als 100 Man, darunter auch Pfaffen Weib und

 

Kinder gewesen, auf die Höhe des Rossbergs, sassend, stundend den Enden, an einem

 

Reihen, mehr als ein Stund. Wir habend durchs Perspectiv gewahret, dass sie ihre

 

Augen, weder auf Rappersweil, noch anderwerts gerichtet, sonder nidsich gegen den

 

Freyämbteren gedeütet, endtlich gegen 12 Uhren wider abmarschiert.

 

Freytag den 27. Mey, wurd schriftlich avisiert, dass Roschach und die alte Landschaft

 

eroberet und sich an beyde hochloblichen Ständ ergeben. Dass Jkr. Ratshr. und Pannerhr.

 

Escher, von dem Kloster St. Gallen Possess genohmen, und die luzernischen Trouppen,

 

mit ihren Allierten gestrigen Tags bey Bremgarten von den Berneren angegriffen,

 

und totaliter geschlagen worden, und daraufhin die Stadt Bremgarten, mit Accord

 

eingenohmen habind.

 

Mittwoch, den 1. Juny, kam Zeitung, dass die Statt Baden, von beyden hochlöbl. Ständen

 

eingenohmen worden, desswegen Donnerstag den 2. Dito, der Hr. Pfarer aus dem Schönen-

 

berg auf Hütten kommen und eine Dankpredig gehalten, bey disem Anlas muss vermelden,

 

dass wegen Eroberung der Städten Wyl und Mellingen auf Hütten, kein Dank Predig

 

gehalten worden, sonder der Unter Leutenant Zürcher, Schulmeister zu Oberrieden, ist

 

 

in

 

38

38.

in der Hütten Kirchen hervor gestanden, und hat ein Gebätt, sampt einer studierten Dank-

 

red abgelegt. Er ist aber nachgehends verklagt, und von Hrn. Oberfeldprediger Ulrich ins

 

Schloss beschikt worden, ist aber laut Berichts, nachdem er examiniert worden, mehr gelobt

 

und gerühmet, als aber getadlet worden.

 

Samstag den 4. Juny, hattend etliche von der Wacht im Bergli, ein tragende Stuet erbeüthet

 

und ins Quartier gebracht, nachdem alles betrachtet, habe die Beüth der gantzen zuge-

 

kennet, mit dem Beding sie müssind die Stöss auch aushalten, wans angehen werde,

 

deswegen ins Schloss berichtet. Es kam aber ein Ordre auf Hütten, dass die Interessierten

 

sollind erscheinen, so auch erfolget, und ihnen von der Generalitet, auch von bonne Prise

 

erklährt worden, sonsten hat diese Stuet, dem nechsten feindlichen Nachbar Meinrad

 

Theiler zugehört. Diesen Abend kamend 10 Officiers und Diener von Rossberg nahen hinab

 

zu reithen, bis zu der grossen Tann, ob Örischwand, beschauten durch Perspectiv unsere

 

Schantz. Sie trautend uns nicht? Weilen sie unseren Canon gemerkt, und rittend

 

wider über den Berg, der Schindellegj hin.

 

Sonntag den 5. Juny, Abends ist Hr. Hauptman Büehler von Wolfenshusen, mit folgender

 

Ordre auf Hütten angelangt: Aus Befehl der Hhrn. Kriegsräthen, wird Major Werdmüller

 

auf Hütten, Hrn. Hauptman Büehlers von Wolfenshusen Compagnie zugeschikt,

 

selbigen 1/2 Theil bey sich zu behalten, den anderen halben Theil aber, in Schönenberg

 

zu verlegen. Den 5. Juny A° 1712

                                                                                Major Escher.

 

Der Haubtman mit dem Fahnen und der halben Compagnie blibe auf Hütten, der

 

andere Theil aber wurd in Schönenberg gelegt, laut Ordre.

 

NB. Haubtman Schmid, ist den 27. Mey, auf Zürich zu marschieren beorderet, hiemit

 

des Zürchers Compagnie allein auf Hütten gewachet. Damit aber die Schantzarbeith

 

 

fort

39

39.

fortgehe, habe bey Haubtman Meyer ins Tanners Haus angehalten, dass täglich 20

 

oder mehr Mann, von seiner Compagnie auf Hütten komind zu arbeithen, weilen

 

die von des Büehlers Compagnie auf Hütten, zu schantzen keinen Lust wegen Consequenz.

 

Samstag den 11. Juny, ist Hr. Statthalter, Jkr. Raths Herr, und andere Herren , mit Hrn. Obrist

 

Salutz, und Hrn. Major Matli, auf Hütten kommen, den Posten zu besichtigen. Hr Salutz

 

that Andeütung, von dem vorderen Berg. Antwort, dass mich dieser Platz weit vortheil-

 

hafter gedunkt, und könne man hier ein gross stuk Land bestreichen, und defendieren.

 

Hr. Mattli war auch der Meinung, nahme die Müeh, und zeigte den Arbeitheren eint

 

und anderen Vortheil. Die Artillerie, so bis dahin im Schlosshof gestanden, wurde auf

 

den Schantzen verteilt, und auf mein Begehren N° 13, ein Zollikofer 6 Pfünder auf Hütten

 

abgeführt worden. Ich hätte gern noch ein 4 Pfünder gehabt, allein ich verspührte Amulation,

 

deswegen die Sach nicht poussiert, und war nachgehends ein Glück von die Schweitzer.

 

Montag den 27. Juny, in der Nacht giengend unser Partisans Burkart und Syferig

 

mit 20 Mann auf den Mistbühel, bey anbrechendem Tag, machtend sie aus Unvorsichtig-

 

keit, zu früeh lermen, und kamend endlich mit einem Gefangenen zurük. So ins Schloss

 

geschikt worden.

 

Donnerstag den 7 Jully, mit 2 Officiers von der Artillerie, als Wachtmeister Nötzli und

 

Kaufman, neben anderen mehr, auf den Rossberg gangen, und mit den Officiers

 

von der Wacht, Haubtman Wikhard von Einsidlen, zu Mittag gespeiset. Erlaubte uns über

 

den Mistebühel, wider nach unserem Quartier zu gehen.  Als ich ob dem Nachtessen

 

kam der N. Hofman auf dem Rey gegen Langmoos, begehrte Hilf und Rath, er sey über

 

die Sihl von Nachbarn gewahrnet worden, wegen seinen Kühen. Ich hab ihme gerathen, er

 

soll dise Nacht seine Küh im Stahl behalten, darbey wachen, und befohlen, dass die 10

 

Mann von des Zürchers Compagnie, so in seinem Haus und in des Nachbarn einquartiert,

 

sollind helfen wachen. Allein bey anbrechendem Tag sind ihme 4 Küh, aus dem Stahl

 

                                                                                          genommen

40

40.

 

genommen worden; Wacht hin Wacht her; hierbey ist klahr zu sehen, dass die Feind bey kleinem

 

Wasser über die Sihl gesezt habend, nach ihrem Belieben, und dass die Nachbahrn, so auf den

 

Gränzen bey Haus geblieben, miteinanderen geredt, wanns sie es gelustet.

 

Freytag  den 8. July, ist Hr Haubtman Füssli, auf die Hütter Schantz kommen, die Artillerie zu

 

visitieren, samt dem Vorrath, hat uns 20 Kuglen und Pulver nach Proportion, samt besseren

 

Lunden, als wir gehabt, überschiket. Ich ritte mit ihme in Kneüis und Schönenberg, unterwegs

 

erzehlte er mir, dass man heut am Morgen im Schloss stark geredt habe,dass er auf den Rossberg

 

gangen seye. Ich ersuchte ihm, bey Anlaas Mhhrn. Kriegs Räth zu insinuieren: Auf den Abend

 

kam fogende Ordre.

 

Dieweilen, die Hhrn. Kriegsräth mit Unlieb vernehmen müssen, dass wider derselbig vormahlen

 

gethane Verbott, mit dem Gegentheil keine Gemeinsame zu pflegen, soliches dannoch so

 

wohl von Officiers als Soldaten, die zeithar wiederumb neüer Dingen beschen thüege Als ist

 

derselben ernstlicher Befehl, dass fürohin bey Straf des Arrests, alles reden mit dem Gegen-

 

theil, wandlen und handlen gäntzlichen unterlassen und verbotten seyn solle. Datum

 

Schloss Wädenschweil den 8. July 1712

 

                                                                                       Kriegs Secretarius

 

N.B. Es muss diesen Morgen bim Gegntheil, auch verbotten worden seyn, dann sie habend

 

die von der Bellen nahen, nicht mehr gegen den Aplisberg spatzieren. Die unsrigen

 

dörffend auf Mistebüel und Örischwand, auch nicht mehr heüwen, noch anders

 

einsammlen.

 

Dienstags den 19. July, ist im Schloss ein Kriegs Rath gehalten worden, von Mhhrn Statt-

 

halter Meyer, Jkr. Rathshr. Escher, Hr. Obrist Salutz, Hr. Major Matli, Hr. Landvogt Lochman,

 

Jkr. Major Escher , Hr. Haubtman Ott, Hr. Kriegs Secretario Rahn. Ich wurd auch darzu

 

beruft, umb 10 Uhr zu erscheinen. Indem kam Bericht ins Schloss, dass Hr. Leutenant

 

Ulrich im Kalchbühel sey tödtlich geschossen worden, im Beyseyn anderer Officiers. Es

 

wurd

 

41

41.

wurd hierüber raisoniert, und auf Unvorsichtigkeit gedeutet. Ich nahm die Parthie

 

und sagte, dass der Feind sich verstärket und erfräche: Zum Beweisthum; Sie habind

 

gestern Abend, ein Wachthütten im Mistbühel aufgerichtet, und Schönauw mit

 

Mannschaft besetzt, welche dieseren Morgen etliche Schütz auf unsere Schantz

 

gethan, dass nach der oberen Schilt Wach auf dem Bergli 2 Schüss geschehen, und

 

bey nahem erschossen worden. Deswegen vermeint es wäre höchst nöthig, ein

 

Verstärkung auf Hütten zu schiken, es wurd aber auf das Praevenire gedeütet.

 

Indem kam Zeitung ab der Bellen, dass ein Schilt Wach hinterschlichen worden

 

vom Feind. Ihro das Gewehr genohmen, und darmit davon geloffen, gegen Eitelmoos.

 

Der Kerli wurd hernach ins Schloss gebracht, und in Arrest gesetzt.

 

Nachdem man sich gesezet, eröffnete Hr. Statthalter, beiden hochlöbl. Ständen einge-

 

langte Ordre, einen Einfahl ins Feind Land zu thun.

 

Nach vilem Reden wurd Obrist Salutz angefraget. Er gab Bescheid, es wäre Zeith

 

das man was tentieren wurde. Nachdem wurd Jkr. Rathshr. angefragt, Antwort

 

man müsse der Ordre entsprechen. Nachdem wurd ich gefraget. Ich gab Bescheid,

 

mit den Trouppen so dismahl verhanden, sind wir nicht battant, ein Einfahl

 

zu thun, und mus man zuerst umb Hülf zu schauen: Jkr. Rathsherr und andere

 

Herren fragend, dass wohl 17 bis 1800 Mann effective verhanden. Ich sagte, das

 

ist mit Noth Volk genug, wann der Feind bei uns einfalt, wie sie dann Minen

 

machend, ihme Widerstand zu thun. Es hiesse das wäre lätz. Ich replicierte

 

wann wir wöllend einfallen, treffen wir ein festes Land, und starken Feind an,

 

und wann sie kommend, werdend sie stark genug kommen, und wohl 1800 Mann

 

bringen. Es wurd nicht weiter umbgefraget, sonder mann hebte an Ratschlagen

 

wo

 

42

42.

wo am besten Anzugreifen. Hr. Statthalter wolte bim Schellhammer gegen

 

dem Engel und Beki hin. Jkr. Raths Herr und die Majora, woltend bey der

 

Lölj Mülli hin. Ich sagte, so müsst ihr das Eitel Moos angreifen. Es hiesse

 

wir wollend nicht belageren. Landvogt Lochman und Major Escher warend der

 

Meynung, es wäre am Besten, vom Bergli nahen angreifen. Hr. Matli löste

 

endlich den gordischen Knoten auf, sagte: Ihr Herren, wann ihr schon im Bergli ein

 

Angriff thun wöllend, müessend ihr dannoch ein Haubtattaque formieren bey

 

der Mülli hin, und dazu gehört noch mehr Volk, wann ihr wollend bestehen.

 

Ihr müsst das Eitel Moos wohl Considerieren, und gedunk ihne, der Aplisberg

 

hie, sey ein recht Puschklöpfer Land. Deswegen wurd resolviert, nahen Capell

 

zu schreiben, und ein Conferenz im Sihlwald beliebt. Wohin Mhr. Statthalter und

 

Jkr. Rathsherr, morgens umb 4 Uhren zu erscheinen sich anerbothen. Nachdem

 

die Session vorbey, habe gemerkt, dass nicht gut Wetter im Land, und den

 

Jkr. Major Escher sähen wegreithen. Deswegen auch widerumb meines Wegs

 

geritten, gegen dem grossen Paraden Platz, mit Hr. Major Kilchsperger gesprochen,

 

welcher berichtet, der Jkr. Major seye der Bellen Schantz zu. Sonsten über folgende

 

Materie gestaunet: Warum die anderen Hrn. Majors und Capitains

 

diesem Kriegs Rath nicht habend müssen beywohnen.

 

2. Warumb der Comandant von der Artillerie nicht invitiert worden,

 

oder ob man gemeint, ohne Artillerie etwas Haubtsächliches auszuführen.

 

3. Warumb keiner unseren Feldherren vom ersten Rang sich auch offentlich

 

erklährt hat, diesem Angriff bey zuwohnen, und das Comando zu führen.

 

oder

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43.

 

oder, warumb von denjenigen, so allezeit um, und bey den Hrn. Kriegs Räthen

 

gewesen, auch bey jederman im Concept, dass sie in allen Functionen

 

die Generalit unterstützen werdind, kein Project aufgesetzt worden, ob

 

man Tags oder Nachts angreifen wolle. Deswegen weilen diese Materie

 

und was weiters darzu gehört hätte, überhüpft worden, habe gedacht, es werde

 

nichts daraus werden, ob man schon nahen Capell geschrieben.

 

4. Mich wunderet, dass mans so leicht von sich nimt, dann mann mit Erlaubnus

 

weder von sich selbsten, nach von den Trouppen, niemahls einen blinden Alarm

 

und Zusammenführung der halben oder ganzen Compagnien auf die Gräntzen

 

etwann ein Prob genohmen. Man hätte Zeith und Weil genug gehabt, und wurdend

 

sich ohne fehl, Sachen gezeigt haben, die nachgehends, wans zum Ernst kommen,

 

nicht passiertend. Es kan den alten Meisteren bisweilen misslingen, geschweige

 

dennen Haag Hauweren, so den grossen grüen Haag, gegen den Schellhammer,

 

gern aus dem Wäg geraumt hättend, und uns auf Hütten entboten;

 

wir söllend ein wachtsam Aug haben, sie wöllind in derselben Nacht dranhin,

 

und stehet aber der Haag hütigs Tags noch.

 

Mittwoch den 20. Juli, wurde an Hrn. Leutenant Ulrichs selig Leich Begängnus

 

eingeladen, so aber refusiert. Ein Partie von 30 oder mehr Mann von

 

Rossberg nahen, hat sich bis auf die Hütten gewaget, und der Enden geplündert.

 

Es war aber auch ein Partie von uns nahen, ennert der Sihl, so ihr Bestes

 

gethan, und verhinderet, dass sie das Vieh nicht erwüscht. Nachdem woltend

 

sie gern Kriese auf Mistelbüehl und Schönauw, allein wir habends ihnen

 

verbitteret, mi dem Falconet, und unsere Kurzweil gehabt. Jedoch gabends

 

auch

 

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44.

 

auch Feür ab Schönau. Gegen 5 Uhren kamend etliche Officiers, und Con-

 

ventualen von Einsidlen, auf den Rossberg, habend ihre Andacht verrichtet

 

und widerumb den vorigen Weg geritten.

 

Nachdem ist Hr. Statthalter Meyer, mit seinem Hrn. Bruder Rittmeister nur

 

mit 2 Bedienten, auf die Hütter Schatz kommen, es wurd aber des Einfahls, und

 

des Succurs von Capell mit keinem Worth gedacht, sonder befohlen, auf guter

 

Huth zu seyn, und widerumb gegen dem Sägel geritten, deswegen meine Leüth

 

widerumb aufgemunteret zu wachen, wie sie vorige Nacht auch gethan.

 

Diese Nacht gearbeitet, eine Blendung gemachet, aussert der Schantz,

 

und Pallisaden gesezet

 

Donnerstag den 21. July, Morgens Früh, habend die ab Schönau, widerumb

 

anheben schiessen, so aber nicht mehr beantwortet worden. Es sind auch

 

von uns nahen Officiers gangen, an Hrn. Leutenant Ulrichs selig Kirchgang,

 

und an die Zehenden Verliehung ins Schloss. Der Officier von der Wacht

 

im Bergli, ist durch den Hut geschossen worden. In der Mittagstund kam

 

ein Both von Hrn. Decano von Horgen, an Haubtman Züricher, wegen

 

vacierenden Schulldiensts. Ich müsste den Leutenant Züricher

 

wegen seines Sohns zu sollicitieren gehen lassen. Diesen Nachmittag

 

habend wir unser Canon Pulver an der Sonnen gedörret, und erläsen.

 

Wir habend auch gesehen, dass die Feind gantz aufgebuzt, mit Feld-

 

zeichen, auf den Hüten, und gar viel mit weissen Kreützen, auf

 

den

 

 

45

45.

 

den Röken gezeichnet, und darbey guter Dingen. Gegen 4 Uhren sind 8 Saum

 

Ross mit Lägelen und Säken beladen, auf dem Rossberg ankommen. Es

 

kamend nach 5 Uhren, etliche Officiers und Pfaffen dahin zu reiten, hernach

 

wurd das Einsidlerische Marienbild, lebensgrösse in Kupfer gestochen, zwüschen

 

dem Haus und Schür auf dem Rossberg, an einem Baum aufgehenkt, und

 

habend vor demselbigen mehr als 200 Mann, ihre Andacht auf den Knjen

 

verrichtet. Aber die vom Mistebüehl und Schönau, habend dieser Andacht nicht

 

beygewohnt, sonder auf ihren Wachten verblieben.

 

Im Eitel Moos ist auch ein solliche Bildnus aufgestelt worden. Diesen Abend

 

ist die Mannschaft von der Büehlerischen Compagnie, aus dem Schöneberg, auf

 

Hütten geschikt worden, hingegen Hr. Haubtman Zimmermann mit seiner ganzen

 

Compagnie (bestund die ganze Compagnie von 120 Mann, die bühlerische auf

 

Hütten war stärker) in Schöneberg gelegt worden. Zwüschen 6 und 7 Uhren, habend

 

wir den Hrn. Sekelmeister Werdmüller, mit unserer Generalitet und Reuterey

 

begleitet, auf den Bellen herum recognoscieren gesehen, und vermeint, Mhhrn. werden

 

ohne Fehl, auch auf den Hütterberg kommen, und unsere Mausfallen besichtigen,

 

allein sie konnte die Ehr nicht haben. Jedoch unser nicht allerdings vergessen, sonder

 

hernach folgenden Bericht, und Ordre überschikt.

 

       Monsieur

 

Dieweilen der Bericht eingelangt, dass die bernerischen Trouppen, bey der Seyser

 

Brugg, von den Feinden würklich angegriffen worden seyen, als bin befelchnet ihnen

 

schleünig zu berichten, mit Bitt, dass es solches, auf dem Ihme anvertrauten Posten,

 

den Hrn. Officiers verdeüten, und zugleich die Anordnung verschaffen wolle, dass man

 

auf alle Fähl dem Feind Abbruch, und Widerstand zu thun parat seye.

 

Wädenschweil den 21. July 1712                                            Jean Rahn

 

N.B.

 

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46.

N.B. Diese, so am Kirchgang und im Schloss gewesen, habend auch Zeitung gebracht, dass

 

die Berner gestrigen Tags, bey Seys angriffen worden, aber der Si(e)g seye mehr auf

 

den Länder, als Berner Seiten gewesen, anbey gemumlet, man habe die Berner im

 

Stich gelassen. Deswegen vermeint, Mhhrn. Kriegs Räthe, hettind mir die Umstände wohl

 

vertrauen dörfen. Ich wär dorab nicht erschroken, mein Schantz samt der Artillerie

 

dahinten gelassen, und in Schöneberg oder noch weiters geflohen. Sonder proponiert,

 

dass man Monsieur Matli, diese Nacht in Schöneberg lege, dem Hr. Haubtman Ott zu assist-

 

ieren und das von danahen ein Wachtmeister im Sägel gestelt, und auch ein halb

 

dotzent Reüther bemühete zur Ordonanz auf Hütten und Schöneberg, mir auch er-

 

öffnete welcher Mann bey einem Einfahl die Trouppe im Feld zusammen zeühen, und

 

comandieren werde, ob er müsse meiner, oder in seiner Ordre geleben, endtlich hätte

 

man sollen Pulver und Bley, den beyden Compagnien überschiken, solche im

 

Nothfahl auszutheilen.  Wann nun dieses oder der halbe Theil effectuiert worden,

 

so hätte die Alten, Weib und Kinder, aus dem Bergli hinter sich gewiesen, in die

 

Hütter Kirchen, bis auf weiteren Bescheid, die Wacht daselbsten, aus den Stuben heraus

 

und ins Feld postiert, damit sie bey einem Überfahl nicht verlohren  gangind,

 

sonder dem Feind das lähre Nest überlassen, und dis wäre also der ganze Rumor

 

gewesen. Es möcht aber einer sagen, du hättest ohne das können, die Hausleüth

 

im Bergli hinter sich weisen, die Wacht aus den Stuben heraus nemmen, ihres

 

Licht auslöschen, und ins feye Feld postieren, dem sag ich nein, aber die

 

Raison nicht.

 

Diese Nacht hat sich, das Sprüchwort, man könne die willigen Rössli auch

 

übertreiben, schier erwahret, dann ich müsste etliche mit Stöss und Schlägen, aus

 

der Trinkstuben, auf die Wacht bringen, hernachen die Mannschaft von beiden

 

Compagnien

 

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47.

Compagnien, so gegen 250 Mann ausgemachet, also vertheilt: Haubtman

 

Zürcher blibe mit 20 Mann, meistens übel bewehrt im Quartier, aus erheblichen

 

Ursachen; Haubtman Büehler mit ohngefehr 40 Mann, auf den Hütter Stäg. Das

 

Bergli ist besezt worden, mit 120 Mann, einem Leutenant und 2 Wachtmeister.

 

Der Sihl nach gegen Langmoos, bis an Kneüis hin, den Feldschärer Burkhardt, und

 

Corporal Kölliker mit 30 Mann patroullieren lassen. Die übrige Mannschaft gegen

 

40 Mann, war auf die Schantz comandiert, mit den Constaffleren, und Zimmerleüthen

 

auch die Nacht über gearbeitet.

 

Freytag den 22. July. Morgens 3 Uhren, nachdem die Feind auf dem Rossberg,

 

und bey Mentzigen, ihre Feürzeichen angestekt, haben sie vom Aplisberg nahen

 

auf beyden Seithen, die Wacht auf dem Bergli überfallen, und angriffen, die so

 

in der Stuben gelegen, sind glücklich zum Haus hinaus entrunnen, und dem Piquet

 

so hinter den Haüseren in der Matten gelegen (aber widerumb abmarschiert,

 

weilen sie vermeint die Gefahr seye vorbey) nachgeeilet, und von den Feinden

 

mit grossem wüeten, und starkem Feür verfolgt worden, bis gegen des Kleiners

 

Höltzli, so doch nach und nach unbeschädiget in die Schantz angelangt, auch niemand

 

gemanglet, als ein Unterofficier von Büehlers Compagnie, so gegen der Blegi

 

hinunter geloffen, sich aber hernach wieder eingestelt. Ich gewahrete, dass die meisten

 

ihr Gewehr auch losgeschossen, sich redlich aufgeführt, und dismahlen etliche Spiller

 

und Saufer, ihre Scharten ausgewezt haben.

 

Sonsten sind etliche, so schwacher Complexion in zimliche Blöde kommen Blut gespreüt,

 

so dass mit Branten Wein remediert worden.

 

Als nun der Einfahl geschehen, liesse unser Feürzeichen, so aussert der Schantz, auch

 

ansteken, und einen Canon Schuss thun. Bey den Haubtleüthen, und anderer Bagages

 

wurde

 

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48.

 

wurde sovil möglich in die Schantz salviert. Aber meine beyden Pferdt und Schriften

 

schikte durch meinen Knecht in Schöneberg, mit Bericht an Hrn. Haubtman Ott, und Zimmer

 

man, der Feind stehe auf Hütten, sie sollend eilends Volk in Sägel schiken, und den

 

Pass besezen, auch alles Volk dahin nahen mahnen, so aus dem Hirzel kommen möchte.

 

Indessen hauten die Zimmerleüth und Constaffler die Kriesbaüm, denen bis dahin

 

verschonet, auf den Boden hinunter. Nachdem unsere Mannschaft postiert, den Schlag-

 

baum zugemacht, die beiden Fahnen aufgestekt, und lassen Lermen schlagen, also in Gottes-

 

Nammen dem Anschlag des Findts ausgewartet.

 

Ich mus aber auch remarquieren, was bey disem Geschäft geredt worden, ehe und bevor

 

die Wacht aus dem Bergli in Salvo ankommen, hiess es habend wir nicht allezeit gesagt,

 

es seye zwenig Volk auf Hütten, es werde nach so gahn im Bergli aussen ghörenders

 

Schreyen.  Nachdem aber die Leüth unverlezt ankommen, ist es besser worden.

 

Hernach bey etlichen die Meinung worden, es wäre nöthig, dass man auch Volk ins

 

Dörfli abenlegte, und das Quartier besezte. Die beste Meinung hattend, ein par,

 

so dass vermeinte, Unglük zu haben, in den Graben hinaus, und nicht in die Schantz

 

postiert zu werden, welche gewünscht: Wärind wir doch auch in der grossen Schantz

 

unden. Deswegen mein Camisol in der Furie abgelegt, die Fuchtel ausgezogen,

 

und gedraüt, der Erst, so ohne mein Befehl, aus der Schantz laufen wolle, den

 

stoss ich über den Haufen, hier wollen wir uns wehren, und beysammen leben und

 

sterben. Wann sie mir folgend, so müsse die Matten voller Todten ligen, und

 

werdind uns nicht übermeisteren müssen. Sie sollend bätten und treü an

 

einanderen bleiben, nicht so vil schwätzen, auf ihr Gewehr, und den Feind

 

Achtung geben, wann auch etwann einer geschossen werde, nicht allsammen erschräken,

 

sonder nur desto  hertzhafter werden.

 

Als

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49.

Als es Tag worden, sahend wir die Feind in 2 Colonnen stehen, die untere hinter dem

 

langen Haag vom Bergli nahen, gegen des Ryffen Haus, mit 4 Fahnen, so ein gute

 

1/2 Stund, in solcher Postur stehen bliben. Die obere Colonnen, mit 2 Fahnen marschierte

 

gegen des Kleiners Hölzli am Berg hin, und kam uns wegen der Gebüschen und Situation

 

aus dem Gesicht. Indem kamend 2 Officiers zu Pferd, woltend die unteren

 

machen avancieren, allein wir gabend mit dem Canon Nr. 13, und hernach mit

 

dem Falconet Feür unter sie hinein, mit was Effect ist ihnen bekannt, genug

 

war es, dass sie wider Halt gemacht. Aber unser Falconet ist leider, von disem

 

Schuss unbrauchbar worden. Nachdem habe gesehen die obere Colonnen hervorruken,

 

und am Berg nach, gegen den Haüseren anrüken, als sie uns nun völlig ins Gesicht

 

kommen, habe den 6 Pfünder Nr. 12  so vorharo kräftig mit Hagel geladen worden,

 

auf eine gewisse Distanz gerichtet, die Mannschaft aber so im Graben postiert,

 

müsste zuerst ein Salve geben, hierauf den Canon, als sie in zimlicher Anzahl

 

auf der Distantz ankommen, losgebrannt, so dass nach dem der Rauch vorbey,

 

wir den Enden kein Mann mehr gesehen, und hat ihn büken, und die Hütt in

 

die Augen truken nichts geholfen. Bey disem hab ich gemerkt, dass sie kein

 

grob Geschütz mitschleppend, villeicht in der guten Schweitzer Meinung: Sie

 

wöllind auf Hütten schon überkommen, und wöllend uns mit dem Dägen in der

 

Faust überrumplen. Jedoch habend sie des Pfyffer Bären und Schweitzers

 

Haüser geplünderet, aber villeicht nicht vil gefunden, so in Kram gedient.

 

Etwann 5 Minuten nach disem Schuss, widerumb, etliche 20 Mann gesehen

 

am Berg sich blos geben, deswegen den 6 Pfünder Nr 13 wider mit einer Kugel los

 

gebrant, darauf sie in Zerstreuung nach des Ryfen Haus geloffen, und sich mit

 

den

 

50

50.

 

den unteren conjungiert. Aber es war eine Stratagema, und lagend noch vil

 

der Gsellen, in des Kleiners Hölzli in der Reserve.

 

Nachdem sie sich also conjungiert, marschierte der ganze Haufen, hinder dem

 

grossen Grünhaag gegen Hütten zu. Ich ersorgte, sie werden von unten herauf

 

in das Dörfli einbrechen, und als sie über den Buk und Kornacher hinunter

 

defilierten, hat die Garnison mit Freüdengeschrey, so vil möglich unter sich

 

gefeüret, dass sie geschwänkt, und das Dörfli nicht angriffen, sonder in Con-

 

fusion den Berg hinunter geeilet, in Sonderheit, als wir die Hintersten, mit

 

einen Canonschuss nahen gemahnet. Ich hatte zwahr etwan 20 Mann freywilligen

 

erlaubt ins Dörfli hinunter, aber aus gewüssen Ursachen wieder contraman-

 

diert und der Reseve auf der Höhe, bey des Kleiners Hölzli, so bey disem

 

dechargieren, die Köpf gestrekt. Deswegen den einten Canon mit Hagel

 

geladen, auf der oberen Batterie gegen den feindtlichen Reserve, allezeit

 

parat gehalten, den anderen aber Nr. 13 weilen er stärker an Metall

 

auf die untere Batterie gegen dem Sägel plantiert.

 

Als sie den Marsch, dem Rebgatter vorbey nach dem Schwartzen

 

Höltzli fortgesetzt, gabend wir mit dem Canon feür unter sie hinein,

 

dass 2 Fahnen, neben anderen mehr ins Fahrkrauth nidergefallen, und desto

 

geschwinder dem Höltzli, und der Scheür darob zugeeilet. Es kamend noch 2

 

Fahnen, so unserem Canonieren auszuweichen, übers Ried, und hinter dem

 

Rebgarten Haus, dem Hölzli zugeloffen. Wir thatend unser Bestes, und mit

 

möglichstem Fleiss, 6 Canon Schüss nach dem Höltzli und Sägel Matten

 

köntend

 

 

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51.

 

könten aber den Einbruch ins Land nicht erwehren, sonder leider 2 Bataillon

 

mit 4 rothen Fahnen im Kneüis formieren sehen, anbey in Sorgen stehen, die

 

Zuger werden sich mit ihnen conjungieren, und gesamter Hand auf uns los

 

gehen.

 

Die Sonne stuhnd schon zimlich hoch, der Feind im Land, den Pass im Sägel in

 

seinem Gewalt, viel discurieren und grosse Augen. Jetz möchte einer fragen

 

wo es gefehlt, dass der Feind der Schantz vorbey, und ins Land hinein tringen

 

können, der habe zur Antwort, dass es gefehlt, an der Blegi, und im Sägel.

 

Und berichten hiemit, dass wan unserer Generalitet hätte beliebt, die Blegi

 

dem Comando auf Hütten einzuverleiben, und noch ein Compagnie dahin

 

gelegt, es dann Comandant auf Hütten seyn, wer immer wollen, weilen es aber

 

nicht geschehen, sonder dieser Posten, dem Comando auf der Bellen anver-

 

traut worden, und ohne Zweifel dem Comandanten daselbst, auch Ordre

 

wird ertheilt worden, seye sich parat zu halten, sowohl als dem auf Hütten:

 

So hätte vermeint, es sollte in dieser Nacht, die Blegj, mit einem Capitain

 

und wenigst 100 Mann besetzt haben, bis gegen Tag, mit Ordre, wann der Enden

 

ein Einfahl geschehen wurde, nicht gegen der Bellen oder Ihren Compagnien

 

zugelaufen, sonder am Schafrey hin dem Dörfli Hütten zu, und

 

eintwederes meines Raths pflegen, oder aber Hütten vorbey marschie-

 

ren, und den Pass im Sägel besezen (weilen sonst Volks genug auf Hütten

 

zur Deffension des Postens) auch Ordre ertheilen in Schöneberg (weilen

 

es mehr pouvoir zu befehlen, als deren auf Hütten) ihr Contingent in

 

Sägel

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52

.

Sägel zu schiken, und alles so vil möglich nahen mahnen, und hernach mit

 

mir auf Hütten gute Correspondenz halten: Wäre nun der Feind

 

kommen, wie er dann kommen ist, und hätte 200 Mann bey den Sägel-

 

Haüseren postiert angetroffen, so hette er müssen sein Concept än-

 

deren, oder ohne zimlich Bluthvergiessen, nicht können durchbrechen,

 

ihme auch im Sägel so genug worden, dass die Bellenaction nicht

 

darauf erfolgeti. Sonsten sind Leüth auf Hütten gewäsen, so gearg-

 

wohnet, man habe die Blegi mit Fleiss nicht stark besezt, und dennen auf

 

Hütten, den ganzen Schwall zuschiken wollen, ich könts mit Noth aus-

 

reden. Was der Marsch den Schantzen vorbey betrifft, hat der

 

verständige Kenner Unterweisung von nöthen, dennen aus der anderen

 

Class gab ich kein Bescheid. Sie könnend die Hrn. Schweitzer fragen, was

 

auf sich trage, aber ich glaub sie wärind meines Sinnes seyn.

 

Nach 6 Uhren kam Hr. Matli, mit einem Troup von ungefahr

 

100 Mann, von der Bellen nahen, über Laubegg anmarschieren,

 

deswegen meine Leüth in der Schantz anhebten jauchzen, und ein

 

Fahnenschwingen. Er hielt auf der Höhe etwan ein 1/2 viertel Stund,

 

indessen kam ihm ein par blau Reuther von Wolfbühl nahen

 

entgegen. Jkr. Major Escher kam auch, mit einem fast gleichen Troup

 

und folgte Hrn. Matli nach, marschiertend fort, und kamend uns aus

 

dem Gesicht. Ich hatte das Unglück dass mein Rok mit dem Perspectiv

 

 

aus

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53.

aus Unvorsichtigkeit geflöchnet worden, und könnte nichts genau

 

besehen. Indem marschierte die feindliche Arriergarde eilends dem

 

Rebgarten vorbey ins Höltzli. Ich wolt den Canon richten ins Höltzli,

 

wo ich vermeint, dass die meisten Gsellen könind liegen, indem geschahe

 

ein Salve aus dem Höltzli und bey der Scheür, desswegen den Canons

 

nach dem stärksten Feür loosgebrant. Aber ach leider, in dem sahend

 

von unserem Fussvolk, und etliche blaue Reüter von Eschman, in der Sägel

 

matten. Und die Feind aus dem Kneuis, (so sich vorhar schon moviert, und

 

der Sägel Höhe genäheret) luffend über und hinter dem Berg, dem Sägel zu,

 

die anderen aus dem Höltzli heraus, nach den Sägel Haüseren. Wir

 

thaten widerumb ein Canon Schuss, mit gutem Effekt, allein sie jagtend

 

unsere Leüth vom Sägel hinweg, und hörte man ennert dem Sägel, auch ein

 

stark Feür, deswegen übel erschroken. Auch lamentiert, dass man so

 

unglüklich, dass die Feind bey ihrer Armuth lestiger und eyfriger, als

 

wir bey unserem Überfluss. Desswegen unserer fehrneren Conservation

 

nachgesinnet, und dem lieben Gott gedanket, dass auf dem Bergli nicht ge-

 

schantzet worden, da dann zumahlen der schlaue Feind uns abgeschnitten, das

 

Dörfli Hütten besezt, den Succurs ärger als dismahlen in Hinterhalt, ge-

 

loket ( NB die im Höltzli und bey der Scheür habend zu früh Feür geben ) ihnen

 

den Rükweg nach dem Sägel hin verlegt, wanns Zeit gewesen angriffen, geschlagen,

 

und mit der Schantz auch ein Richtigkeit getroffen, und hernach Freüdenfeür

 

genug gemachet, wie sie dann dismahlen die Materie mitgebracht, aber Gott sey

 

Lob nicht brauchen dörfen, und ins Ryfen Haus widerglöscht. NB in Schimpf und

 

Ernst

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54. 

Ernst, von dieser Action, so etwann eine halbe Stund gewähret, ist noch zu reden.

 

Weilen etliche der Meinung gewesen, die ab der Hütter Schantz hätten sollen ein

 

Ausfahl thun, nach der Sägel Matten. Diesen ertheilen im Namen der Garnison,

 

auf Hütten folgenden Bescheid. Dass wir auf Hütten auch vermeint, dass die auf

 

der Bellen, Schöneberg, und anderen Posten sich soltend die Nacht über parat gehalten,

 

morgens umb 4 Uhren, den Pass im Sägel vor Ankunft der Feinden besezet

 

haben: und wann sie dis gethan, hättend sie unseres Ausfahls mit Mannschaft

 

gar nit von Nöthen gehabt. Sonder wir hättend sie secundiert, mit unserer

 

Artillerie, und ist meinem Verstand nach, ein 6 pfündige Canonkugel ebenso kräftig

 

als 100 Füsiliers mit 2 löthigen Kuglen, obsgleich etliche Artilleriefeind nicht

 

gestehend und doch darnebendt vor einer Canonkugel sich bukend, als der Kuhhirt

 

vor dem Schultheiss.

 

Weilen man nun den Sägel nicht besezt zu rechten Zeith, obgleich der Feind durch

 

seinen Marsch gezeiget, und mit dem Holtz Schlegel darauf gedeut, was man besezen

 

sollte, soltend dan die auf Hütten, wegen dieser Versaumnis, ihr Bluth unnöthig

 

dargespannt, und mit dieser übel besinnten Action, sich auch noch meliert, und bey den

 

Feinden verdachtig gemacht haben: Nein gar nicht. Ich hab kein Botten geschikt, dass

 

man solle Hülf schiken, gen Hütten, sonder den Pass im Sägel besezen, in der ehrlichen

 

Meynung einanderen Helfen, den Einbruch ins Land, und die Conjunction der

 

Feinden, wann sie auch von Zug nahen kommen wärind zu hintertreiben. Dann

 

zu dem End hin ist die Schantz auf dem Platz, wo sie steht, angeordnet worden, so

 

wol als der Schöneberg.

 

Auf was Manier, Hr. Major Matli, in diesen Labyrinth hinein kommen, weis ich

 

folgende Umbständ, dass er diese Nacht im Schloss gelegen, von Hrn. Statthalter, und Jkr.

 

Rathshr.

 

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55.

 

Rathshr. beorderet und ersucht worden, sein Bestes zu thun, nachdem der Lermen, an-

 

gegangen. Deswegen mit etlich Reütheren so im Schloss gewachet, der Stern Schantz zu geeilet.

 

daselbsten mit  Hrn. Obrist von Salutz sich unterredt, etwas Volk von der Frey Compagnie

 

mitgenommen, und der Bellen zugeritten. Die Hhrn. Officiers daselbsten gefraget,

 

welche ihm wol sagen können, der Feind seye im Bergli eingefallen, und gegen Hütten

 

marschiert. Allein weilen niemand recognohcieren geschikt worden, auf

 

Laubegg und nach Weiteres, habend sie ihm nicht können sagen, der Feind seye mit

 

4 Fahnen durchgetrungen im Sägel, und stehe hinter der Sägelhöhe, bim oberen

 

Kneüis. Dann als er mit seinem Troupp auf Laubegg kommen, hat er gleich gemerkt,

 

dass die Hütter Schantz noch in unseren Händen, aber kein ander feindlich Volk

 

gesehen, als die Reserve, auf dem Berg, bey des Kleiners Höltzli, dann die 2 Fahnen

 

so unden im Fahl, hider des Bären Rey gelegen, und sich verdekt gehalten,

 

hat er nicht sehen können, deswegen den Marsch nach dem Sägel genommen, und

 

ist also diese Action daraus erfolget. Jedoch ist die Intention uns auf Hütten

 

beyzuspringen gut gewesen, und wir deswegen verpflichtet, die Hrn. Officiers

 

und ehrlichen Männer, so gefochten blessiert, und ihr Leben, bey dieser Action

 

verlohren, höchstens zu loben und zu betrauren.

 

Die vornehmsten Schweitzer stelten sich mit 4 Fahnen, auf die Höhe bim Sägel

 

etwan ein 1/2 Stund lang. Indessen marschierten die anderen in Zerstreüung

 

über die Wahlstatt, und hinter den Sägel Haüseren, in das Höltzli hinunter,

 

samleten sich darin. Nachdem defiliertend die ab der Sägel Höhe auch hinunter

 

in das Höltzli. Ich war sehr froh. Ich hab allezeit gesorget, es komm ein Tam-

 

bour und werd uns aufforderen mit Zeitung der Succurs seye geschlagen,

 

und

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56.

 

und habind viel Gefangne erwüscht, desswegen nicht viel Offensive

 

gepolderet. Weilen man einem fliehenden Feind, soll ein guldene Brugg

 

bauen. Jedoch bis 30 Mann ins Dörfli hinunder geschikt, den Feind zu obser-

 

vieren. Jndem brachen sie aller Orthen aus dem Höltzli heraus, triebende

 

etliche geraubte Küh vor sich her, nahmend meistens den Wäg widerumb, wo

 

sie herkommen. Unsere Leüth hebten an Feür geben, mit dem Canon auch

 

widerumb 2 Schüss gethan, und Sie begleitet. Endtlich sahend wir einen

 

grossen Allarm auf der Bellen, und merktend, dass man sie werde angreifen

 

wollen. Die 30 Mann kamend zurük in die Schanz, brachtend die Beüth

 

und Kleider mit sich, und sie wölind die Bellen angreifen. Das

 

decharchieren, auf der Bellen gieng an, die guthen Leüth werdend

 

poussiert, gleich anfangs retiriertend sie sich hinter die Höhe bey Felmiss.

 

Ich ermahnete meine Leüth zum Gebätt, weilen wir sonst nicht helfen

 

können. Zuletst wurd ein solches Schiessen, auf der Bellen herum, so

 

uns widerum erquikt, und kamend die rothen und blauen Reüter

 

von der Laubegg hervor, so dass der Feind nach einem halbstündigen

 

Gefecht zurük geschlagen worden.

 

N.B. In währendem Scharmutz auf der Bellen, hat sich die Reserve

 

bey des Kleiners Höltzli hervor gelassen, und ihren Fahnen lassen

 

bliken, als sie gesehen die Unsrigen weichen. Ich liess den Canon Nr. 13

 

zum Schlagbaum postieren, that zuerst ein Streifschuss am Berg

 

hin

 

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57.

hin, mit was Effect ist unbekant, jedoch habend sie sich retiriert, und

 

bis auf die Höhe bim Bergli hervorgerukt, dem Scharmutz zu zuschauen

 

allein wir gabend widerumb Feür, mit so gutem Effect, dass sie den

 

Berg geraumt, ihre bluthigen Merkmahl, nebendt Schuh, Strümpf, und

 

zerrissen Hembd Ermlen bim Scheürli, daselbsten hinterlassen.

 

Nicht lange nach der Action der Bellen, kam der Feldschreiber Hofman

 

von Wädenschweil auf die Hütter Schantz und sagt: Aus Befehl des

 

Jkr. Major Escher, sollen wir nahentruken vom Bergli nahen, sie

 

stuhndind schon auf Feindsboden, und fliehe alles.

 

Diese Zeitung war lieblich zu hören, deswegen alles Volk freüd, aber

 

danebends mir sehr verdächtig. Dann ich sahe noch vil Volks um die

 

Bellen herumstehen und laufen. Es gieng kein Schutz mehr, weder in

 

unserem nach Feindtsland, die Feind auf dem Rossberg stuhnden

 

in ihrer alten Postur. Ich gedachte, ob die im Eitelmoos capituliert

 

oder alles abandoniert worden. Ich befahl ihme, ich wüsse schon was

 

zu thun seye, er solle dem Jkr. Major sagen, man solle mir warten

 

auf Allwinden und sich nicht übereilen. Nachdem er fort, gieng er

 

nach Pöschen, deswegen gedacht: Wann die Sach richtig wäre gieng er nach

 

der Blegj, den nächsten Weg. Aus dem Schöneberg, brachtend etliche

 

Mann, von Zürchers Compagnie, so bey Haus gewesen, ein Tonnen Pulver

 

und ein Fästli Musqueten Kuglen, welches die Reüter dahin gebracht,

 

habends aber sollen, auf die Hütter Schantz bringen.

 

Darmit aber der Ordre von Jkr. Major, ein Genügen geschehe, und doch nichts

 

verwahrloset

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58.

 

verwahrloset werde, habe 60 Mann freywillige ausgeläsen, und dem Kaufman

 

befohlen, den Canon mit Hägel geladen fertig zu halten, auf 6 Kuglen, und

 

3 Cartesch aufzuladen, und wann ich mit den Freywilligen bey der Strass, ob

 

dem Schafrey angelangt, ohne Anstoss, solle er mit dem Canon, und bey sich

 

habender Bedekung, auch abmarschieren, und mir nachfolgen bis zum Gater,

 

im Bergli. Den beyden Hrn. Haubtleüten befohlen, mit der anderen Mannschaft

 

in der Schantz zu verbleiben, und als ich nun zum Bergli kommen, habe

 

ach leider, den Jammer angetroffen, und sind die armen Schlacht Opfer, in ihren

 

Kleideren, und folgender Ordnung, auf dem Platz gelegen, theils auch schendtlich

 

massacriert worden.

 

Bim Gater lag Anneli Hauser 15 jährig, vor der Hausthür, bey den Stubenfensteren,

 

und im Gang Anneli Theiler 19 jährig, vor der Stubenthür Ursula Strikler, des

 

Anneli Husers Muter 54 jährig, bim anderen Haus vor der Hausthüren, der alte

 

Mistlebüehler, Rudi Blattman 70 jährig, nebent seiner 25 jährigen Tochter, so noch

 

lebte, aber so bald sie von dem Feldschärer Hüny gesaübert worden, selig verscheiden,

 

zwischen dem Haus und Scheür, lag Elsbeth Eschman 22 jährig, bim oberen Haus

 

am Haag, lag Barbara Staub 70 jährig, nicht weith von dieser Elsbeth Leysi, ein

 

Dollfüessli, 45 jährig.

 

Ich liesse die Mannschaft im Bergli anhalten, und gieng ohne Camisol, über die Land-

 

march neben den Kriesbaümen hinaus, so weit, dass ich bis hinter des Meinrad

 

Theilers Haus habe sehen können, wie die Sach beschaffen, und gesehen, dass hinter dem

 

Haus, in selber Tiefe, ein rother Fahne und Volks verhanden, und dass rechter Hand

 

in der Matten, zwüschen 2 Cabions, noch ein Canon stehet, und praesumiert,

 

dass man den Feind nicht gar weit gejagt; Item dass im Eitelmoos an Volk und

 

Artillerie

 

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59.

Artillerie kein Mangel; desswegen umbgekehrt im Bergli mich gesezt, denen

 

auf den Bellen etlich mahl ein Zeichen geben, allein es wolt niemand herauf

 

kommen: Interim machte Anstalt, dass die Victimes, nach dem Dörfli getragen

 

werdind, und liess den Canon mit seinem Begleit auch widerum, nach der

 

Schantz abmarschieren. Ich kehrte endtlich auch widerumb mit meinen Leüthen,

 

und bey des Seylers Haus, den Hrn. Rittmeister Eschman mit etlich und 20

 

Reütheren, darunter 7 bis 8 blessierte Pferdt, so im Sägel geschossen worden,

 

angetroffen. Ich könt ihnen aber keine Dienst geben. Wann aber der Jkr Major

 

mit 300 Mann Fussvolk, (zu Eroberung des Aplisberg und Allwinden

 

kein Reütherey von Nothen) kamen von der Bellen nahen, so wolt ich ihnen

 

schon Arbeith gezeigt haben.

 

Als ich ins Quartier kommen, haben der Hr. Pfarer von Richtenschweil angetroffen,

 

so nach seinen Schäflenen gefraget, und selbige verzeichnet. Derwegen die Feder

 

auch in die Hand genommen, und an Herren Kriegs Secretarium Rahn

 

geschrieben, mann solle Leüth und Officier auf Hütten schiken, wann man kriegen

 

wolle, es sey mir fast erleidet und mich darauf schlafen gelegt.

 

Auf den Abend ordnete unsere Haubt Wach, ins Ryfen Haus, und steltend

 

die Schilt Wachten , gegen dem Bergli hin. Ich vermeinte, es wurd etwan ein

 

Compagnie in Sägel gelegt, von den Auxiliaer Trouppen so ankommen, aber es

 

blib bey der alten Leyren auf Hütten, den heiligen Bellen zu, nach der

 

Capitulation.

 

Samstag den 23 July, Ritte nach dem Bach, den Hrn Major Kilchsperger selig zu

 

beschauen, und zu vernemmen, wie er umkommen, nachdem mans erzehlte, mich

 

bestürzt, dass die Unsrigen den Leichnam (als die Nächsten darbey) nicht aus

 

gezogen

60

60.

 

gezogen, sonder lieber die Beüth dem Feind überlassen, vondar, nach der Bellen

 

da lagen 28 Todtne zusammen geschlept, und wüest zugericht. Ich gieng in die Schantz

 

und mit Jkr. Major Escher und Jkr. Leutenant Blaarer zu Morgen gespisen.

 

Von dar, nach Gerlisperg, zu Hr. Haubtman Füessli, so mir 20 Canon Kuglen

 

überschikt, und endtlich ins Schloss, und zu Mittag gespisen. Ich hab vermerkt

 

dass der Hr. Major Hirtzel bim Ochsen, mit seinen gebrachten Trouppen

 

etwas in den Bergen auszuführen willens.

 

Sonntag den 24 July, die 8 Leichen (so von der Schantz nahen verbaümt worden)

 

lassen auf Richtenschweil füehren, und durch den Kaufman und andere Unter Officier,

 

mit 16 Mann lassen begleiten. Die feindlich Todtnen an der Zahl 7 Mann, so in dem

 

Höltzli, und Sägel Matten gelegen, zusammentragen in Sägel, durch 2 Constaffler,

 

und hats der Baur im Sägel, nach der Löli Mülli hinunter geführt. Diesen Nach-

 

mittag sind im Schöneberg 8 Mann begraben worden, so in der Sägel Action

 

umbkommen, Ulrich Müller Fischer, und Conrad Trüeb des Withs Sohn, beyde von

 

Dübendorf, Jacob Lindinger ab der oberen Stras, Jacob Fenner von Zollikon, aus

 

der Leuen Grueb, alle von Hrn. Kilchsperger selig Compagnie. Jtem Hans Wyss von

 

Ehriken, Wälti Morf von Illnau, Hs. Rud. Juker von Hitnau, Hs Lupfer von Russiken

 

alle von Hrn. Haubtman Christoph Kellers Compagnie, Felix  Falk von Wülflingen

 

von Öringers Compagnie, ist zu Wädenschweil begraben. Sonst sind nach

 

gebleiben, Hr. Leutenant Wunderle von Meylen, Corporal Michel Leeman von

 

Küsnacht, Tischmacher ab Kreützlen, von Hrn Hauptman Otten Compagnie sind

 

alle bey Haus begraben worden. Was weiters blessiert und gestorben

 

werdend andere verzeichnet haben, Hr. Major Matli ist ein Schuss worden,

 

nicht

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61.

 

nicht weith, von dem Sodbrunnen im Sägel.

 

zwüschen Tag und Nacht, kam Hr. Hauptman Spöndli, mit seiner Compagnie

 

in Sägel zu logieren.

 

Montag den 25 July, hörte man stark schiessen, gegen Muri hin. In der

 

Nacht spath kam Bericht, die 5 Orth seyen bey Vilmergen, von den Berneren

 

angriffen und totaliter geschlagen worden.

 

Dienstag den 26 July, fiengend die unsrigen an zu brennen, im Zuger-

 

gebieth, gegen Mittag wurd die Lölis Mülli auch angezündt, und verbrennt.

 

Das Heü weggetragen von unserer Reütherey. Ich nahm ein Canon

 

aus dem Schöneberg, war gut handlen wans so komt, marschierte

 

in Kneüis, thatend 2 Schüss, es kam ein Ordre inzuhalten: Sie thaten

 

3 Schüss mit einem Falconet nach uns, Hr. Haubtman Spöndli, und

 

Hr. Haubtman Büeler, wurdend comandiert auf Wädenschweil zu marschieren.

 

Mittwoch den 27. July, kam Hr. Haubtman Steiner, mit seiner Com-

 

pagnie Weinländer, auf Hütten, wurd ins Bodmers Haus einquartiert

 

wo zuvor der Büehler auch gelegen.

 

Freytag den 29. Juli, hat ein Schilt Wacht, auf dem Bergli, nach unserer

 

Rond Feür geben, und geschahe ein Canon Schuss auf Hütten, und von der

 

Bellen nahen beantwortet, und darbey blibs.

 

Montag den 1. Augst ins Schloss berufen worden. Es kamend Hr. Land

 

Sekelmeister und Obrist Reding und Hr. Landvogt Beschart von Schweitz, mit unserer

 

Generalitet

 

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62.

 

Generalitet ein Stillstand einzugehen, so auch erfolget. Mhhrn. Kriegs Räthe

 

habend mich beordert, diesen Abend, nach Schindellegi zu marschieren,

 

mit 4 Compagnien, als Hrn. Haubtman Steiner im Blaikerweg, Herren

 

Haubtman Keller von Zürich, Jkr. Haubtman Escher von Berg, und Hrn. Haubtman

 

Brunner von Küsnacht. Wir müsstend aber, weil alles verspäthet worden,

 

und wegen Wind und schweren Wetters, um die Bellen herum über Nacht ligen.

 

Dienstag den 2. Augst, Morgens gar früeh, marschierten mit 50 Mann

 

und dem Capitain Leutenant Keller voraus nach der Schindellegi, übergab die Ordre

 

von Hrn. Obrist Reding, an Hrn. Lands Haubtman Joseph Carl Schorno, Hrn. Commissari

 

Betschart, und Herren Rathsherr Schüeler. Sie übergabend mir den Posten, mit

 

Recomandation gute Ordre zu halten. Weilen aber der Wirth auf der Schindellegi

 

nicht wollten sehen, habend sie mir die Ehr angethan, und mit mir Zmorgen gspisen.

 

Als sie gehört und gesehen die 4 Compagnien aufmarschieren, haben sie die

 

Achsel gelupft.

 

Herr Landshaubtman, übergab mir folgendes Billiet, an Hrn.Major Steiner auf

 

dem Hurderfeld.

 

          Monsieur tres honoré Major.

 

Es ist einer Wittib lieber Sohn, glaublich in dem Sägel, bey selbiger Rencontre

 

verlustig worden, und die weilen man, den under den Todtnen nicht erfunden,

 

zweiflet man, ob er villeicht etwan gefangen worden. Sein Namm ist Frantz

 

Ludwig Niderist, hab dannen haro die inständige Bitt an mein Hhrn. Major, den

 

hohen Favor zu erweisen, deme Nachfrag thun lassen, und mich so er erfraget

 

wurde

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63.

 

wurde, gütigst dessen widerumb zu berichten, wo dann dessen gönstige Willfahr

 

wiederum werd demerieren können, wird ich mich freüen, mit dessen Befelchen

 

beehrt zu werden, der mithin mich verzeichnen. Sein Diener

 

Schindellegi den 2 Augst A° 1712                Landshaubtman Josef Carl Schorno

 

Es wurd dieser Herr, so Hr. Obrist Nideristen Sohn gewesen, den 4. Augst, bey

 

Wollishofen in der Sihl Tod gefunden, hatte noch ein schwartzen Strumpf

 

sampt einer Bottinen und Schuh am einten Bein. Er war mit einer Canon-

 

Kugel getroffen, der Schuh und Strumpf wurdent auf die Schindellegi gebracht,

 

von einem Constaffler so auf Hütten gedient, und gewüsst, dass man diesem Herren

 

nachfraget, etwan ein par Stund darnach, kam ein Bedienter von der Hr. Obersten

 

der kente die Mondur und klagt er sey ohne Fehl bim Scheern Stäg in die Sihl gerührt

 

und von ihren Leüthen ausgeplünderet worden. Ich schrieb an Mhhrn Rathshr. Locher

 

als Obervogt mit Recomandation und Bitt, dass man den Bedienten den Leichnam

 

lasse abfolgen. So auch geschehen, und ist der Schindellegi vorbei auf Schweitz

 

geführt worden. Sonsten hab ich in dem Ausmarsch aufs Bergli, hinder dem Haag

 

bim Kornacher, auch ein par gut Hosen gefunden, mit Bluth besudlet, die selbigen

 

hat einer von Büehlers Compagnie aufgeläsen. Ich hab nichts behalten, als

 

den gedrukten Zedel, und Agnus Dei, lauhet also

 

                       Benedicto. S. Martini Episc:

 

Ego Signo + Crucis non Clypco protecties ant Galea, hostium Cunos pene-

 

Trabo Securus, in Nomine + Dei Patris et + Filij et Spiritus Sancti Amen.

 

Der Segen des heiligen Bischofs Martini 

Ich zeichne mich, mit dem Zeichen des + heiligen Kreuzes, nit mit dem Schilt noch

Bekel

 

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64.

Bekel Hauben bedekt. Ich wird die Schlachtordnung der Feinden sicher durchtringen.

 

Im Namen Gottes + des Vatters und des + Sohns, und + des heiligen Geistes Amen.

 

Die Artillerie und des Zürichers Compagnie, sind auf Hütten verbliben, bis zum

 

Frieden Schluss. Und sind nachfolgende Compagnie von Maschwander Corpo nahen,

 

dahin gelegt worden, alles unter Comando Jkr Major Brazerol von Tusis, so ins

 

Bodmers Haus logierte. Neben Hr. Major Escher bim Palmenbaum seiner Compagnie

 

auf Hütten. Im Schaaferey Jkr. Haubtman Schmid von Kempten. Auf Laubegg, Jkr.

 

Hauptman Meiss von Wetzikon. Im Sägel Hr. Haubtman Zundel.

 

Den 16. Augst, wurd der Friede angekünt. Ich marschierte mit den 2 Compagnien,

 

als Hr. Haubtman Peter, mit den Thurgaueren, und Hr. Haubtman Keller ab. Von der

 

Schindellegi , dem Schloss Wädenschweil zu, die Compagnien wurden ausgezahlt. Die so

 

nicht unter unser Corpo gehört dimittiert, die Anderen bey der Zehenden Trotten

 

durch Hrn. Major Matli en Bataille gestelt, die Artillerie dem See nach rangiert,

 

ein 3 fach Salve abgefeüret, hernach ein Gebätt verrichtet, von Hrn. Statthalter

 

abgedanket, und jeder naher Haus, zu seinem vorigen Beruf erlassen worden.

 

Es wird sonst insgemein, davor gehalten, dass in disem Krieg, auf der Bellen

 

der Haupt Streich geschehen, und dass mit wenig Volk hingegen die auf Hütten vom

 

Feind niemahls angriffen worden, desswegen höchst nöthig erachtet, diesen Bericht

 

zu ertheilen, dass wahr seye: dass die auf der Bellen einen Anlauf ausgestanden,

 

aber nicht mit einem so geringen Haüfeli, einen miraculosen Widerstand geleistet,

 

und den Feind aus dem Land gejagt, wie man vorgibt, sonder es haben um die

 

Bellen herum, folgende Compagnien gestritten:

 

Die Quartier Compagnie von Wädenschweil

 

Hr. Major Kilchsperger

 

Hr.

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65.

Hr. Haubtman Keller von Zürich

 

Hr. Haubtman Keller von Oringen

 

Hr. Haubtman Fröhli von Bühlach

 

Hr. Haubtman Hüni von Horgen

 

Hr. Haubtman Meyer von Wädenschweil

 

Über diese berühmen sich nachfolgende Detachement, dass sie Ihr Bestes

 

gethan, als von Hrn. Major Lochman , Major Steiner, Major Wüest, von der

 

Meyerischen frey Compagnie, von Ott, Zimmerman, und Eschman. Wo Herr

 

Haubtman Peter mit den Thurgaueren sich aufgehalten, ist mir

 

unbekant, und zwo Compagnien zu Pferdt als Meyer und Eschman.

 

Vermein also, dass die 2 Compagnien auf dem Bergli, und Hütter Schantz, eben

 

so vil gewachet, ausgestanden, und dem Feind abbruch gethan, als die Trouppen

 

auf der Bellen. Das aber der Feind uns nicht angriffen, ist mit Gottes

 

gnädigem Beystand, unser eigen Werk gewesen, und habends dem Feind nicht

 

zugelassen. Wann wir aber mit einem Sturm gewusst hätten, Ehr zu erjagen,

 

so werind die auf Hütten dieser Ehren fähig worden, vor dennen Herren auf der

 

Bellen. Gott aber sey gedankt, der uns und dennen auf der Bellen ist

 

beygestanden, als sie wieder uns aufgewütscht, und befestige die neüe Eid-

 

gnössische Ruh in Gnaden.

 

N.B. Es ist mir diese Beschreibung von Hhr. Rathsherr Otten als damahligen

 

Comandanten und Haubtman comuniciert und übergeben worden.

 

Dass sie im Pfarr Haus zu einem Angedenken und Nachricht, sol ligen bleiben.

 

                                                                          Salomon Bäntz

 

                                                                              Pfarer