Jahrzeitrodel Kapelle Hütten 1496
   

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Weitere Links 

Ergänzende Erläuterungen aus Fachliteratur 

Fragmente

Ausschnitte aus Jahrzeit Ufenau und Freienbach
 
Richterswiler Jahrzeit

Geschichte des Ablass von Prof. Dr. M. Durst, THC Chur

                                                  

Originaltext

 

Transkription von Ernst Landolt, Hütten
Detailkorrekturen von Dr. Albert Jörger, Horgen
und Prof. Dr. Peter Ziegler Wädenswil

deutende Übersetzung
 und vertiefende Erklärungen

 

 

        

STAATSARCHIV SCHWYZ

 

 

 

Notizen

über Erbauung, Dotierung
u. Jahrzeitstiftung der Kapelle

zu
Hütten 

1496.

 

 

 

Kapelle Hütten

Jahrzeitrodel 1496

(Archiv Schwyz)

 

 

STAATSARCHIV SCHWYZ

STASZ Urkunde Nr. 1766 

 

 


Notizen


über Erbauung, Dotierung
und Jahrzeitstiftung der Kapelle

zu
Hütten 

1496.

 

 

 


Kapelle Hütten

Jahrzeitrodel 1496

(Archiv Schwyz) 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Der lermeister gehörtt  
dem Hans Heirech Danner
under Loubeg ann dem
Richtischwilerberg zuo hand[en]

 Anno 1635 jar

 

5. Dan man A.° 1656 den 11. tag hornung
uff die Bällen gegen denen us Zeürich, die
uns wider rächt und billichkeit ohne absag
feindtlich angriffen, zogen, und die ab der
Bällen, hëuser und der ënden abgewiesen, ist
diesre Schrüfft [ge]funden worden:

Caspar Abyberg danzmal 
landshauptmann

[zu d]en Höfen                                                      

                                         No. 61

       

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4
Diese Urkunde wurde im Jahre 1635 dem Hans Heinrich Tanner untere Laubegg (heute "Seeli"; siehe Plan, 1769, StAZ) im Richterswiler Berg zur Verwahrung übergeben.




5

Als wir (Schwyzer)  am 11. Februar 1656 beim Weiler Bellen gegen die Zürcher zogen, die uns widerrechtlich, ungerechtfertigt und ohne Ankündigung feindlich angegriffen hatten *), und die Zürcher von der Bellen(-Schanz), aus den Häusern und von der Grenze vertrieben haben, ist diese Schrift gefunden worden:
*)Zürich belagert Rapperswil unter General Hans Rudolf Werdmüller Jan. - März.1656

(gezeichnet) Kaspar Abyberg - damals Landshauptmann

?? links des Wortes "höfen" (Bezirk Höfe) hat sich das Dokument aufgelöst.

 

Links zur Schriftengeschichte

 

 


6.In dem jar do man zalt von der
gepurt Christi unsers Herren / dusent
vierhundert nüntzig <und sechs> jar
wart gewicht dyse capel zu den Hütten.
7.Und ward die kylchwiche geleit uff
den nechsten sontag vor Sant Mar-
gretten tag der heilgen junckfrouwen
und marterin. 8. Nun aber dyse capel
nütt hand mögen zuo end verbringen
ane [ohne] stür und hylff ersamen und fromen
kristlichen mentschen die iro almosen
und stür mitt geteilt hand. 9. Nun aber
der natürlich meister spricht: Unerkant-
nis und undanckparlicheit das gröst
laster ist. 10. Uff sölichs hand angesechen
gemein capellgnosen ein ewig jartzit
uff den nechsten mentag nach der
kylchwyche mit so vyl preister als sy
überkömen mögent. 11. die selben preister
und herren sond zuo dem ersten haben
ein gesungen ampt von den seelen zuo
trost und hylff aller abgestorbnen ment-
schen. 12. Und dan nach ein gesungen ampt
von der gebererin der muotter gotz maria
zuo trost und hylff aller lebendiger der
guottaeteren und nach für hin guotz tuon
[sins?] und muott hand dass inne der al-
mechtig Gott hie welle verlichen ein säligs
läben und nach dysem leben das ewig
läben und die ander preister sond lësen
mess und ouch ingedenck sin lebendiger
und totter wie ob stat.
13. Item die patronen dyser kylchen und
iro heltum [Reliquien] gelegen in dem altar
14. Item der fron altar im chor ist gewicht
in der er [Ehr] sant Jacobs ein rechter

patron dyser capel und sant Johans

des töffers, der zechen tusent rytteren,
15. sant Margereten der heiligen junckfrouen
und marteren dero heltem ist beschlossen
in dem selben altar, och gewicht inn
aller he[i]lgen ere [Ehre].
16.Item der altar zuo der lingen hand ist
gewicht inn der er [Ehre] sant Symons und
Jude [Judas] der heilgen zwölfpotten [Apostel] sant
Jos [St.Jost] sant Ursarl mitt iro geselschafft

beschlossen inn dem altar.

 

 


6
Im Jahre, als man eintausendvierhundertsechsundneunzig [1496] Jahre nach Christi Geburt zählte, wurde diese Kapelle "zu den Hütten" geweiht.

7

Und die Kirchweihe wurde auf den Sonntag vor dem Sankt Margretentag , dem Festtag der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Margareta gelegt. 

8
Nun aber konnte der Bau dieser Kapelle nicht zu Ende gebracht werden, ohne Steuern und Hilfe [Fronarbeit} von ehrsamen und frommen christlichen Menschen, die ihre Almosen und Steuern gespendet haben.
9
Wie der weise Mann aber sagt, ist Unerkenntlichkeit und Undankbarkeit das grösste Laster.

10

Deshalb  haben die Kapellgenossen gemeinsam eine ewige Jahrzeit angeordnet, auf den nächsten Montag nach der Kirchweihe, mit so viel Priestern als möglich.

 11
Die selben [eigenen, der Pfarrei Richterswil] Priester und die Herren [vermutlich Ordensherren, z.B. Johanniter] sollen als erstes ein [festliches] gesungenes Amt  zu Trost und Hilfe für alle verstorbenen Menschen.

12
Und nachher ein gesungenes Amt zu Ehren der Gottgebärerin Maria, zu Trost und Hilfe [führbittend] für alle lebenden Wohltäter, die weiterhin Gutes tun sollen und  daher guten Glaubens sein dürfen, dass ihnen der allmächtige Gott hier in dieser Welt ein gesegnetes Leben, und nach diesem Leben das ewige Leben schenken möge. Und die anderen [hinzugezogenen] Priester [an den Seitenaltären] sollen Messen lesen, ebenfalls im Gedenken an die Lebenden und die Toten, wie es oben geschrieben steht.

13
Nun zu den Schutzheiligen dieser Kirche und ihren Reliquien, die in den [jeweiligen] Altar  gelegt [beigesetzt] wurden.

14

Der  Fronaltar [Haupt-, Hochaltar] im Chor ist geweiht zu Ehren des heiligen Jacobus, des Kirchenpatrons sowie zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers, der zehntausend Ritter und

15
der heiligen Margareta, Jungfrau und Märtyrerin, deren Reliquien in demselben Altar eingeschlossen sind, der auch zu Ehren aller Heiligen geweiht ist.
16
Ebenso der Altar zur linken Hand [Blick Richtung Chor] ist geweiht zu Ehren der heiligen Simon [Zelot] und Judas [Thaddäus] von den heiligen zwölf Aposteln, des heiligen Jost und der heiligen Ursula mit ihren Gefährtinnen, deren Reliquien im Altar beigesetzt sind.

 Zu den Altären und allen Schutzheiligen dieser Kapelle wie erwähnt in 13 bis 17

                                                                                                      

 



17. Item inn dem altar zuo der rechten sytten
ist gewicht inn der er [Ehr] Marie der muotter
Gotz, sant Barbara der heilgen Junck-
frouwen und marteren, sant Sebastian
des heilgen marters. Und sant Michels
des heilgen ertzengel und dar zuo iro
heltum beschlossen inn dem altar.
18. Nun uff allen obgenannten patronen und
heilgen tag ist gäben ablass von bischoff
Daniel Bellenens XL [40] tag ablass dötlicher
sünd und ein jar täglichen ane [ohne] der gross
aplass den der wirdig orden hatt Sant
Johans [Johanniter].

 

 

17
Ferner der Altar zur rechten Seite ist geweiht zu Ehren Marias, der Mutter Gottes, der heiligen Barbara, Jungfrau und Märtyrerin, des heiligen Märtyrers Sebastian und des  heiligen Erzengels Michael; ihre Reliquien sind im Altar eingeschlossen.

18
Nun auf die Gedenktage der oben genannten Kirchenpatrone und Heiligen gewährt [Konstanzer Weih-] Bischof Daniel Zehender, [Titular-]
Bischof von Belinas, einen Ablass von vierzig Tagen für schwere [tödliche] Sünden und einen Ablass von einem Jahr für lässliche [tägliche] Sünden. Aber ohne den grossen [vollkommenen] Ablass, den der würdige Johanniterorden gewährt.

Siehe: Ueber den Ablass

 
 

 

19. Item <Uoly> Ruody Hiestand den man nampt
der Tuesam [der Hühne] und Elsy Hofflinger die do

was Uoly Wymans husfrow die do hand

geleit den ersten Stein und sind gott und
gotte gsin und hant jetweders geben
20 lib hall[er] an dysen buw.


20. Item Heini Ysler hatt gäben ein stier an
ein kelch.

21. Dyse nach benempten hant
     gäben jro gült und geltt
     an das jartzit


22. Hans Niesly hatt gäben zechen
schilling geltz an das jartzyt.
Hans Egenberg 2 s geltz an dis
jartzit.
23. Anna Winmannin hat geben 2 s
geltz die da was Marty Tanners husfrouw.
Dyse 14 s geltz stant uff Welty Eschmanns
hus und hoff das man nempt zuon
Külpen.
24. Hans Rorgenmoser hatt geben 10 s
geltz statt uff dem hoff ober Loubegg.
25. Hans Hiestand hatt gäben 10 s geltz
stat uff dem guott genant zum Berghü-
seren da er uff gesessen ist.
26. Ruotsch Hiestand zu Lölismüly hatt
gesagt alle die laden um gotzwyllen
in das jartzit.
*//* <
und heini ochsner ir mann>.

27. Item die alt Anna Ochsnerin hatt geben
1 lib geltz an dyse capell um dass
man jro jartzit begangen werde
*//* und
Uoly Ochsners ires sun[Sohn] und Heini Ochsners
grossvatter. Und Peter Meyer und Anna
Trinklerin siner hussfrouwen et omnium animarum.
Statt uff den hoff Ottensegel den jetz
inn hatt der Lynsy.

 

 

19
Nun, Ruedi Hiestand, den man den
Tusam [der Bedrückte oder der düster Aussehende] nennt, und Elsi Höfliger, die Ehefrau von Ueli Wymann, die den ersten Stein für die Kapelle gelegt haben, sind Gotte und Götti gewesen, und beide haben je zwanzig Pfund Haller [in Halle geprägt] an diesen Bau gespendet.

 

20
Ferner, Heini Isler hat einen Stier für einen Messkelch gespendet.

21
Diese Nachbenannten haben ihre Gült [ährlicher Betrag als einen auf ihren Hof lastenden Zins] und Geld [einmalig] an die Jahrzeit gegeben [damit am Jahrestag.für sie die heilge Messe gelesen wird].

22
Hans Niesly hat zehn Schilling an die Jahrzeit gegeben. Hans Eggenberger hat zwei Schilling an die Jahrzeit gegeben.

 

23
Anna Wymann, die Ehefrau von Marty Tanner, hat zwei Schilling gegeben. Diese vierzehn Schilling lasten auf Welty Eschmanns Haus und Hof, genannt Külpen.
(Gem. Schönenberg, zwischen Mühlestalden und Rotenblatt).

24
Hans Rogenmoser hat zehn Schilling gegeben, lasten auf dem Hof Ober-Laubegg.

25

Hans Hiestand hat zehn Schilling gegeben, lasten auf dem Gut genannt zu den Berghüseren [Bergli], seinem Wohnsitz.

26
Ruotsch Hiestand zur Lölismühle [heute Neumühle, Wollerau] hat alle Holzladen unentgeltlich gesägt, als sein Beitrag an die Jahrzeit.

27
Ferner, die alte Anna Ochsner hat ein Pfund Geld an diese Kapelle gegeben, dass man ihre Jahrzeit begehen soll, sowie die ihres Mannes Heini Ochsners, ihres Sohnes Ueli Ochsners, und die von Heini Ochsners Grossvater, im Weiteren zum Gedächtnis von Peter Meyers und Anna Trinklers, seiner Ehefrau, und für alle armen Seelen. Lastet auf dem Hof Ottensegel [heute Segel], den jetzt der Lynsy bewirtschaftet.

 

 



28. Item Heini Ruosterholtz hatt gäben
10 sgeltz dass sin jartzit sins vatter
und muotter begangen werd. Statt uff
Erny Ruosterholtz guot.

29. Verena Schmidin hatt gäben 1 lib
geltz dass man iro und Hans Martis
ond Heini
<Luonst> Luontsch iro e[he]licher
mannen, iro vatter und muotter und
iro fordren jartzitt begangen sol
werden uff die nachkylchwiche.
Stat uff der matten die man
nempt des Külpers wys.

30. Heini Hotz hatt gäben 5 s [Schilling] geltz
an das jartzit stand uff sim guott
das man nempt Mereschwand.

31. Anna Kellerin des Stricklers muotter
hatt gäben 2 lib [Pfund] an das jartzit.

  

 
32. Engely Kantengeisserin hat geben
an dys jartzit ein alb zu dem
hëlgen ampt.

 



28
Ferner, Heini Rusterholz hat zehn Schilling Geld gegeben, dass seine Jahrzeit, die seines Vaters und seiner Mutter begangen werde. Lasten auf dem Gut von Erny Rusterholz.

29

Verena Schmid hat ein Pfund Geld gegeben, dass man ihre Jahrzeit, die ihrer Ehemänner Hans Marty und Heini Luontsch, ihres Vaters, ihrer Mutter und ihrer Vorfahren am Nachtag der Kirchweihe begehen solle. Lastet auf der Matte, die des Külpers Wiese genannt wird.

 




30
Heini Hotz hat fünf Schilling an die Jahrzeit gegeben. Lastet auf seinem Gut, das man Mereschwand [Oerischwand] nennt.

31
Anna Keller, des Stricklers Mutter, hat zwei Pfund an die Jahrzeit gegeben.

 


32
Engely Kannengiessser hat eine Albe [ein weisses liturgisches Untergewand] zu dem heiligen [Hoch-] Amt an diese Jahrzeit gegeben.


 

 

 


33. Ruotsch Hotz hatt gäben 2 lib geltz
an dysen bow dass man järlich sin
jarzit sol began jm meyen mitt vier
*//* et omnium
preister sins vatter und muotter
*//* Stant
uff einem guott genant die Seehalten.

 

34. Item Uli Welti hat gen 1 lib geltz
an dieses jartzit.

 
35. Item Maria Heini Eschmans w[e]ib
hat gen ein gantz messgewand.

 
36. Item Cuonrat Tüggely und
sin muotter hand gen 2 lib.

 
37. Item Hans Gotschalch hat gen
10 s geltz.

 

38. Item Junghans Hiestand hat gen
10 s geltz für sich und Anna Hiestandin
und aller deren us denen geschlechten
verscheiden sind. 


39. Jos Herman hat gen der cappel
x s[10s] .

 

 


33
Ruotsch [Rudolf] Hotz hat zwei Pfund an diesen Bau gegeben, dass man jährlich seine Jahrzeit und seines Vaters, seiner Mutter und der Seinen im Mai begehen soll, mit vier Priestern. Stehen auf einem Gut, das Seehalden genannt wird.




34
Ferner, Ueli Welti hat ein Pfund an diese Jahrzeit gegeben.


35
Ferner, Maria, Heini Eschmanns Frau, hat ein ganzes Messgewand gespendet.



36
Ferner, Konrad Tüggeli und seine Mutter haben zwei Pfund gegeben.


37

Ferner, Hans Gottschalk hat zehn Schilling gegeben.

  

38
Ferner, Hans Hiestand jun. hat zehn Schilling gegeben, für sich und Anna Hiestand und für alle verstorbenen Angehörigen der Familie Hiestand.



39
Jos Hermann hat an die Kapelle zehn Schilling gegeben.

 

 

 

(Damit enden im Nachgang zur Reformation die Spenden-Einträge zum katholischen Jahrzeitrodel. Die Einträge bis und mit Punkt 33 könnten bereits ca. 1496 entstanden sein und der Schrift nach noch vom selben Schreiber verfasst worden zu sein. Die Einträge 33 bis 39 stammen von mindestens einem weiteren Schreiber.

Hier beginnt ein neues Kapitel des Rodels.  Die Reformation in Hütten war erst 1604 abgeschlossen. Wir vermuten, dass danach die leeren Seiten dem Pfarrer von Richterswil als Notizpapier gedient haben. 1635 wurde der Rodel bei H. H. Thanner in Verwahrung gegeben.

 

 

 



40. Als man zalt <16>  von Christi
Jesu geburt <16> 1490 jar
ward gebouwen, unnd gewicht
die cappel zu Hüten. Unnd
ward got[te] und göt[t]i gesin
Ruodi Hiestand unnd Elsi
Höfflinger, die leitend den
ersten stein darzuo.

 

41. Abgöt[t]erey im bapstum
allhie zuo finden.

 

 

Dieser Eintrag Nr 40 entstand vor dem 29.12.1633 (siehe nächste Seite Nr 42. Beurkundung der Schuld 77 Pfund)
Ab hier Punkt. 40 ist die gleiche Handschrift bis ans Ende dieses Rodels zweiter Teil
Vielleicht sollte das Blatt mit Eintrag 40 als Rodel-Titelblatt bei H.H.Thanner dienen
in seiner Rolle als Schriftenbewahrer der katholischen Vergangenheit des
reformierten Hütten.
Der zweimalige Verschrieb oben (die gestrichenen „16“) war wohl ein versehentlicher Automatismus, das aktuelle Jahr zu schreiben. Die Wörter „und sechs“ auf der dritten Seite dieses Rodels, Eintrag 6, könnten vom Schreiber des Eintrags Nr 40 gestrichen worden sein.

40

Im Jahre 1490 wurde die Kapelle "zuo Hüten" (Hütten) gebaut
(bzw. mit dem Bau begonnen)  und (im Jahre 1496) geweiht. Götti und Gotte waren Ruodi Hiestand und Elsi Höfflinger, die den ersten Stein legten (setzten).

41
Hier in diesem Rodel ist allenorten päpstlich (katholische)
Abgötterei zu finden (typische Polemik zur Zeit des Konfessionalismus).

Hütten war mittlerweile reformiert, wie wohl auch der Schreiber, der vermutlich den Rodel verwahrte, der mit der Reformation seine ursprüngliche Bedeutung verloren hatte.
"Jede Verehrung oder Anbetung von anderen Göttern als den ""Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs"" - (JAHWE) (altes Testament) bzw. ""ausser dem Vater Jesui Christi"" wird als Abgötterei bezeichnet (betrifft also auch Abbildungen und Menschen)“
"Abgöterey im bapstum" ist also ein reformierter Kommentar zu den im Chilerodel erwähnten Heiligen, Reliquien, Altären und heiligen Bilder bzw. zur vor-reformatorischen Gründungszeit der Kapelle und dem noch schwelenden Konflikt mit den innerschweizerisch katholischen Nachbarständen.

Weiter könnte mit Abgötterei auch das Bezahlen von alljährlichem Beten für das eigene Seelenheil gemeint sein, weil das gemäss der Definition weiter oben nicht einer Anbetung von Gott selbst entspricht. 

 

Alphabet der deutschen Kurrentschrift mit Varianten



42 Item ich han gerächnet mit
dem frommen, ehrsamen und
wyssen Meister Hans Heinrich
Thanner zuo Underlaubegg,
der soll unnd blibt mir nach ge-
thanner Rëchnung lauter
schuldig, namlich LxxvII [77] Pfund

13 S 10 hr. 43. Hieby was [war]

Meister Jacob Strickler im
Vählmis und Peter Strickler.
44. Beschach den 29. tag christ-
monat, anno 1633. Jar.
45. Und alle ding lauter grächnet
Biss uff den tag wie es ob stehet.

 


46. Stand int uff Deinem
   Eig [entum] 

 


M D XXX III J Jar [1633]    [Federprobe
]

 


47. Frommer unnd weisser
in sonder gönstiger
und vertrouweter fründ.
Mein gruotz, sampt
wünschung allem guoten
zuvor unnd darnäbend
zuo vernemen. 48. Dem-
nach in verscheinem 33.
jahr von etlichen ver-
standen und vernommen
wie das königklicher
maiestet in Schweeden
mit seiner gantzen armee
uff Lindouw zuo ziehe.
49a.Wie er dann schon Kämpten

 

       Zu Kurrentschrift-Proben

         zu Abkürzungen


42
Mit dem frommen, ehrsamen und weisen Meister Hans Heinrich Thanner von der unteren Laubegg (heute Weiler Seeli) habe ich nach beglichener (Teil-)Rechnung abgerechnet, dass er mir noch 77 Pfund 13 Schilling und 10 Heller schuldig bleibt.

 

43
Zeugen waren Meister Jakob Strickler vom Fälmis (in Samstagern, früher auch „Feldmoos“/“Feldmaas“) und Peter Strickler.

44
Fand am 29. Dezember 1633 statt

45
Alle Dinge (Schulden oder Werte) wurden redlich bis auf diesen Tag (29.12.) gerechnet.

46
Stehen auf Deinem Eigen(tum) (obige 77 Pfund Schulden sind mit dem Gut in der unteren Laubegg des H.H. Thanner gesichert)
Zur Interpretation der Verzierungen

 

Im Jahr 1633  … vielleicht wurde das Papier des Rodels lediglich für einen Vertragsentwurf gebraucht

 

47
Frommer und weiser (wissender), besonders wohlwollender und vertrauter Freund.
Zuvor mein Gruss samt alle guten Wünschen und lasse nebenbei vernehmen.

 

48
Habe im vergangenen (verscheinen: 
http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/v/kv05638.htm ) Jahr (16)33 von etlichen vernommen und verstanden, dass die königliche Mäjestät von Schweden mit seiner ganzen Armee (Hauptmacht) nach Lindau ziehe.
 

 

49a
Wie er bereits Kempten

 

 

 


49b. und Mämingen mit einem zuosatz
versëhen, unnd werdend also die
keiserischen gezwungen, mit dem
[Kriegs]volck nach Lindauw zuo ziehen, der
commisari Ossa ist auch im Anzug.
50. Und thuond sich vill bauwren zuosammen
dem Schweeden ein widerstand zethuon.
51. So sich etwas weiteres zuothreit, wil ichs
den H'erren [Hochwürden] wüssen lassen.

 

 

49b
und Memmingen (die nächst grösseren Orte im Hinterland von Lindau) mit zusätzlichen Truppen besetzt hat, wodurch die Kaiserlichen (Deutschen/ Österreicher) gezwungen werden, ebenfalls mit der Armee nach Lindau zu ziehen. Kommissar Ossa (mit seinem Heer) ist auch im Anmarsch. (Ossa, Oberst im Heer von Erzherzog Leopold V. von Österreich).

50
Viele Bauern haben sich ebenfalls gesammelt, um dem König von Schweden Widerstand zu leisten.

51
Sollte sich weiteres zutragen, will ich es den gnädigen Herrn wissen lassen.  

(Im Zuge des dreissigjährigen Krieges bekämpfen sich Österreicher und Schweden und verwüsten dabei auch die Region Konstanz / Lindau / Sigmaringen / Memmingen / Kempten.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Dreißigjähriger_Krieg